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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Das logische Problem 464<br />

Insbesondere erfüllen nur rechtsverzweigende syntaktische Strukturen die Anforderungen<br />

des Relationserhaltungsprinzips; denn nur in solchen Strukturen ist gewährleistet, daß jede<br />

asymmetrische hierarchische Relation in einer syntaktischen Repräsentation auf eine entspre-<br />

chende asymmetrische lineare Relation in der entsprechenden phonologischen Repräsentation<br />

abgebildet wird. Ein Element α, das in der Syntax eine höhere Position einnimmt als ein Ele-<br />

ment β, geht nämlich nur in rechtsverzweigenden Strukturen auch tatsächlich dem Element β<br />

voraus (vgl. auch Haider 1992b, 1993b, 2000, 2002, Kayne 1994, Chomsky 1995, 2001).<br />

Somit ergab sich aus der Diskussion <strong>zum</strong> Relationserhaltungsprinzip in Kapitel II die Arbeits-<br />

hypothese, daß Phrasenstrukturrepräsentationen strikt rechtsverzweigend sind, so daß die<br />

Spezifiziererposition stets der Kopfposition und der Komplementposition vorausgeht (L-I).<br />

Diese Arbeitshypothese konnte in Kapitel III.4 durch Evidenz aus Erwerbsstudien zu deut-<br />

schen, englischen, hebräischen und japanischen Possessivkonstruktionen (z.B. Hannahs Huhn<br />

bzw. das Huhn Hannahs) bestätigt werden: Die in diesen Studien untersuchten Kinder produ-<br />

zierten nämlich anfangs nur Possessivkonstruktionen, in denen der hierarchisch höher ange-<br />

siedelte POSSESSOR dem niedriger positionierten POSSESSUM voranging - und zwar auch<br />

dann, wenn die Zielsprache andere Linearisierungen erlaubt bzw. erfordert. Diese anfängliche<br />

Abfolgebeschränkung spricht <strong>zum</strong> einen dafür, daß der POSSESSOR seiner höheren syntak-<br />

tischen Position entsprechend links vom POSSESSUM generiert wird; <strong>zum</strong> anderen deutet<br />

dieser Befund darauf hin, daß Kinder POSSESSOR und POSSESSUM zu Beginn der syn-<br />

taktischen Entwicklung noch nicht aus dieser Position herausbewegen müssen.<br />

Die Befunde <strong>zum</strong> Erwerb von Possessivkonstruktionen bestätigen somit die Arbeitshypo-<br />

these L-I, der zufolge die Spezifiziererposition stets der Kopfposition vorangeht. 2 Die unter-<br />

suchten Konstruktionen enthalten allerdings keine Argumente, die in der Komplementposition<br />

von Nominalphrasen generiert werden können (wie z.B. das PATIENS-Argument von Nomi-<br />

nalphrasen wie die Inszenierung Iphigenies). Dementsprechend können die analysierten<br />

Daten keinen Beitrag zur Klärung der Frage leisten, ob es eine universelle Spezifizierer-Kopf-<br />

Komplement-Abfolge gibt (vgl. u.a. Kayne 1994, Chomsky 1995) oder ob die Serialisierung<br />

von Kopf und Komplement variabel ist (vgl. u.a. Haider 1992b, 1993b, 2000, 2001, 2002,<br />

2 Außerdem liefern sie Evidenz für die Arbeitshypothese E-II, der zufolge syntaktische Repräsentationen<br />

anfangs noch unterspezifiziert sein können, d.h. noch nicht alle Merkmale und Projektionen<br />

der Zielsprache aufweisen müssen; vgl. Kapitel III.4.

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