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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Das logische Problem 462<br />

1 Das logische Problem<br />

Das logische Problem des Spracherwerbs besteht, wie in Kapitel I.4.4 erläutert, darin zu<br />

erklären, wie Kinder die komplexen grammatischen Regularitäten einer beliebigen natürlichen<br />

Sprache erwerben können, obwohl ihr Input aus einer endlichen Menge von Einzelsätzen<br />

besteht (vgl. u.a. Baker 1979). Dadurch sind sie nämlich gezwungen, Generalisierungen über<br />

einer endlichen Menge von konkreten Daten vorzunehmen, die mit einer Vielzahl verschiede-<br />

ner Generalisierungen vereinbar sind. Darunter sind auch solche, die nur auf der Basis von<br />

negativer Evidenz zurückgewiesen werden können, d.h. aufgrund von Informationen über die<br />

Ungrammatikalität bestimmter Strukturen. Die in Kapitel I.4.4 diskutierten <strong>Untersuchung</strong>en zu<br />

Input und Lernbarkeit haben zwar gezeigt, daß der Input nicht so defizitär und ungrammatisch<br />

ist wie von Chomsky (1965) ursprünglich angenommen, negative Evidenz scheint aber nicht<br />

systematisch verfügbar zu sein und kann auch nicht durch vereinfachte Inputstrukturen oder<br />

semantische Informationen ersetzt werden (vgl. Pinker 1989, Marcus 1993).<br />

Daher ist der Erwerb der zielsprachlichen Grammatik den diskutierten <strong>Untersuchung</strong>en zu-<br />

folge nur zu erklären, wenn<br />

(i) sämtliche grammatische Strukturen und Operationen angeborenen Wohlgeformtheitsbedingungen<br />

unterliegen,<br />

(ii) Kinder beim Spracherwerb von begrenzter typologischer Variation ausgehen können, und<br />

(iii) der Erwerb der zielsprachlichen Grammatik allein auf der Basis einfacher, gut zugänglicher<br />

positiver Daten erfolgt, die eine systematische Modifikation spezifischer Teile der<br />

Grammatik bewirken.<br />

ad (i) Angeborene Wohlgeformtheitsbedingungen<br />

Angeborene Wohlgeformtheitsbedingungen, die den Hypothesenraum spracherwerbender<br />

Kinder beschränken, spielen in allen generativen Ansätzen eine entscheidende Rolle. Dies ist<br />

auch bei der hier vertretenen Variante der Idee des merkmalsbasierten Strukturaufbaus der<br />

Fall. Die Beschränkungen des Hypothesenraums, die man in vielen generativen Ansätzen durch<br />

domänenspezifische Regeln oder Prinzipien erfaßt, wurden aber in den vorangegangenen<br />

Kapiteln aus generellen Metaprinzipien wie (1) bis (5) abgeleitet, deren grammatische

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