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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Zusammenfassung 459<br />

instantiiert und in Lexikoneinträge für die entsprechenden Formen integriert werden. Außer-<br />

dem war das Auftreten von Possessivmarkierungen, Numerus- und Kasusflexiven anfangs auf<br />

einzelne Nomina beschränkt. Dies deutet darauf hin, daß Kinder Merkmale zuerst in Lexikon-<br />

einträge für flektierte Vollformen wie Mamas integrieren und erst später auf der Basis solcher<br />

Vollformeinträge dekomponierte Einträge für Stämme und Affixe wie -s schaffen (Arbeits-<br />

hypothese E-V).<br />

Drittens konnte durch Analysen <strong>zum</strong> Erwerb von flektierten D-Elementen und Personal-<br />

pronomina Evidenz für die Annahme erbracht werden, daß Kinder Genusdistinktionen erst<br />

dann etablieren, wenn sie beim Aufbau von morphologischen Paradigmen für die Träger-<br />

elemente von Genusmerkmalen auf zwei konkurrierende Formen stoßen (Arbeitshypothese<br />

O-I). Dabei scheint die Merkmalszuweisung unabhängig von Merkmalsspezifikationen anderer<br />

Trägerelementzellen erfolgen zu können, wenn konkurrierende Formen in einer Trägerelement-<br />

zelle ihre Genusspezifikationen aufgrund der phonologischen oder semantischen Eigenschaften<br />

der entsprechenden Nomina erhalten können (Arbeitshypothese B-IV): So zeigten z.B. Kin-<br />

der, die das Deutsch erwerben, unabhängig vom Erwerb anderer Distinktionen bereits sehr<br />

früh eine Sensitivität für die Generalisierung, daß Nomina, die auf Schwa enden, mit der<br />

Femininform des Artikels kombiniert werden (vgl. Mills 1986 und die dort zitierte Literatur).<br />

Außerdem konnte nachgewiesen werden, daß deutsche Kinder die Nom.Sg.-Formen<br />

(m)ein und (m)eine distinktiv gebrauchen, auch wenn sie noch keine anderen Kasusformen<br />

dieser D-Elemente benutzen. Dies unterstützt die Arbeitshypothese B-III, der zufolge Kinder<br />

einer morphologisch markierten Form, die mit einer unmarkierten Form um eine Paradigmen-<br />

zelle konkurriert, unabhängig von Merkmalsspezifikationen anderer Trägerelementzellen eine<br />

positive Genusspezifikation zuweisen zu können.<br />

Diese Genusspezifikation scheinen Kinder dann auch zur Unterscheidung der<br />

Nom.Fem.Sg.-Form die von den anderen Nom.Sg.-Formen benutzen zu können. Die Unter-<br />

scheidung zwischen der Nom.Neutr.Sg.-Form das und der Nom.Mask.Sg.-Form der konnte<br />

aber nur bei Kindern beobachtet werden, die auch den auf Maskulina beschränkten Nomi-<br />

nativ/Akkusativkontrast (der vs. den) zeigen. Dies spricht dafür, daß eine positive Genus-<br />

spezifikation, die nur zur Einschränkung einer einzelnen D-Elementform auf einen bestimmten<br />

Kasuskontext benötigt wird, erst dann erworben werden kann, wenn nicht nur die betreffende

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