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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Erste eigenständige Modelle der Spracherwerbsforschung 31<br />

Kategorien der Erwachsenensprache. Es gab zwar auch explizite Vergleiche verschiedener<br />

Grammatiktypen (Bowerman 1973, Brown 1973, Bloom/Lightbown/Hood 1975), diese<br />

Arbeiten stimmten jedoch lediglich in der Ablehnung von Pivot-Grammatik und Standard-<br />

theorie überein: Die Pivot-Grammatik erfasse weder den Übergang zur Erwachsenensprache,<br />

noch die Komplexität der frühen Kindersprache und die Beziehungen zwischen semantischen<br />

und strukturellen Relationen. Die an der Standardtheorie orientierte Spracherwerbsforschung<br />

werde zwar der Komplexität kindlicher Äußerungen eher gerecht als die Pivot-Grammatik; die<br />

Annahme formaler grammatischer Kategorien wie "Subjekt" für die Phase der ersten Wort-<br />

kombinationen sei aber empirisch nicht gerechtfertigt, da keine syntaktischen Effekte solcher<br />

Kategorien (z.B. Subjekt-Verb-Kongruenz, Nominativmarkierungen, ...) aufträten. Erforder-<br />

lich sei lediglich die Annahme universeller semantischer Grundrelationen, die für die Seria-<br />

lisierung der ersten Wortkombinationen verantwortlich seien: z.B. AGENS + ACTION<br />

(Adam go), POSSESSOR + POSSESSUM (mommy chair) (für einen Überblick vgl.<br />

Ingram 1989:279ff.).<br />

Rein semantisch basierten Ansätzen der Spracherwerbsforschung gelang es nicht, eine ad-<br />

äquate linguistisch fundierte Theorie für alle Phasen des <strong>Grammatikerwerb</strong>s zu entwickeln und<br />

den Übergang von semantischen zu formalen Kategorien zu erklären. Versuche, die Gene-<br />

rative Semantik auf Spracherwerbsdaten anzuwenden (z.B. Antinucci/Parisi 1973, 1975) oder<br />

eine eigenständige Theorie des Erwerbs semantischer Relationen aufzustellen (z.B. Schlesinger<br />

1971, 1982), erwiesen sich ebenfalls als nicht tragfähig. Außerdem verloren die grammatik-<br />

theoretischen Ansätze, an denen sie sich orientierten, gegen Ende der 70er Jahre an Einfluß.<br />

Die Spracherwerbsforschung stand somit vor dem folgenden Dilemma: Die in den 60er und<br />

frühen 70er Jahren verfügbaren grammatiktheoretischen Modelle erlaubten weder eine<br />

adäquate Beschreibung noch eine Erklärung des realen Erwerbsverlaufs. Wie das Scheitern<br />

der behavioristischen Spracherwerbsforschung gezeigt hat, läßt sich der kindliche Grammatik-<br />

erwerb aber ohne eine mentalistische linguistische Theorie auch nicht adäquat beschreiben<br />

oder erklären: Erstens haben sich nicht-mentalistische Spracherwerbstheorien als unzureichend<br />

erwiesen, da sich die Regularitäten menschlicher Sprachen und die produktive, regelgeleitete<br />

Bildung neuer Flexionsformen - wie bereits diskutiert - nicht auf der Basis einfacher Ver-<br />

bindungen zwischen Stimuli und Reaktionen erklären lassen (vgl. Lashley 1951, Berko 1958,<br />

Chomsky 1959, 1965). Zweitens bleibt ohne Bezug auf linguistische Modelle unklar, wie das

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