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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb der Possessivkonstruktion 446<br />

Außerdem gewährleistet das Prinzip der Repräsentationsökonomie, daß stets nur die kleinsten<br />

grammatischen Strukturen projiziert werden, die zur Repräsentation des verwendeten lexika-<br />

lischen Materials und seiner Merkmale, sowie zur Erfüllung der entsprechenden Lizensierungs-<br />

forderungen erforderlich sind (vgl. (17) in Kapitel II.2). Damit werden auch bei Possessiv-<br />

konstruktionen sämtliche Positionen, die nicht für lexikalisches Material oder Bewegungs-<br />

prozesse benötigt werden, nicht projiziert. Insbesondere muß man weder leere Komplement-<br />

positionen für Possessivkonstruktionen ohne PATIENS (z.B. Helenes Huhn) postulieren,<br />

noch muß man eine PossP für Nominalphrasen annehmen, die keinen POSSESSOR enthalten.<br />

Wie die DP-internen Bewegungsprozesse erworben werden, läßt sich auf der Basis der<br />

Befunde in (iii) bis (vii) nicht feststellen. Der Befund in (vii) liefert allerdings einen ersten Hin-<br />

weis darauf, daß <strong>zum</strong> Erwerb dieser Bewegungsprozesse möglicherweise kein morpholo-<br />

gischer Auslöser erforderlich ist. Kinder, die das Hebräische erwerben, scheinen nicht die<br />

morphologische Form der Possessivmarkierung analysieren zu müssen, um festzustellen, daß<br />

der POSSESSOR (und eventuell auch das POSSESSUM-Argument) bewegt werden muß.<br />

Wenn dies der Fall wäre, sollte die zielsprachliche Wortstellung nicht vor der Possessiv-<br />

markierung zu beobachten sein; vielmehr sollten Kinder beim Erwerb des Hebräischen erst<br />

dann Possessivkonstruktionen mit der zielsprachlichen Abfolge produzieren, wenn sie die Pos-<br />

sessivmarkierung erworben haben. Inwieweit dieser Befund auf andere Sprachen zu genera-<br />

lisieren ist, bleibt noch zu untersuchen. Außerdem muß man, wenn man auf die Annahme von<br />

morphologischen Auslösern verzichtet, noch genauer erklären, auf der Basis welcher Infor-<br />

mationen die nominalphraseninternen Bewegungsprozesse erworben werden können.<br />

Die in Kapitel II.4 entwickelten Arbeitshypothesen bilden eine Basis für entsprechende<br />

Spekulationen: Wenn syntaktische Strukturen universell rechtsverzweigend sind, sollten die<br />

Spezifiziererpositionen von Projektionen den Komplementpositionen in der Basisstruktur stets<br />

vorangehen. Daher sollten POSSESSOR-Phrasen in Basisstrukturen stets links von POSSES-<br />

SUM-Phrasen stehen. Wenn ein Kind - wie beim Hebräischerwerb - feststellt, daß das POS-<br />

SESSUM links vom POSSESSOR steht, kann es daher erkennen, daß das POSSESSUM-<br />

Argument aus seiner Basisposition rechts vom POSSESSOR bewegt worden sein muß. Diese<br />

Information könnte das Kind somit nutzen, um die zielsprachliche "POSSESSUM < POS-<br />

SESSOR"-Abfolge zu erwerben. Außerdem könnte ihm die Abfolge "POSSESSUM <<br />

Adjektiv" zeigen, daß das POSSESSUM-Argument vor das Adjektiv bewegt worden ist.

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