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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb der Possessivkonstruktion 445<br />

sierungsmöglichkeiten für POSSESSOR und POSSESSUM Gebrauch machen, ließe sich<br />

darauf zurückführen, daß "POSSESSUM < POSSESSOR"-Strukturen (das Huhn Helenes)<br />

relativ selten sind. Für den Befund <strong>zum</strong> Erwerb des Hebräischen (iv) kommt eine solche fre-<br />

quenzbasierte Erklärung aber nicht in Frage. In diesem Fall verwenden die Kinder nämlich<br />

statt der im Input vorliegenden Struktur eine Linearisierungsoption, die im Input überhaupt<br />

nicht auftritt.<br />

Die Beobachtungen in (iii) bis (vi) sind auch nicht mit der Annahme vereinbar, daß POS-<br />

SESSOR-Argumente in einer rechtsperipheren Position generiert werden und zu Beginn der<br />

syntaktischen Entwicklung noch nicht aus dieser Position herausbewegt werden können. Wenn<br />

diese Vorhersage zuträfe, sollten in frühen Erwerbsphasen nämlich unabhängig von der jewei-<br />

ligen Zielsprache Possessivkonstruktionen mit der Abfolge "POSSESSUM < POSSESSOR"<br />

zu beobachten sein.<br />

Die initiale Beschränkung auf "POSSESSOR < POSSESSUM"-Strukturen unterstützt viel-<br />

mehr die Annahme, daß POSSESSOR-Argumente in einer linksperipheren SpecPossP- oder<br />

SpecNP-Position generiert werden und zu Beginn der syntaktischen Entwicklung noch nicht<br />

aus dieser Position herausbewegt werden können. D.h., die Befunde in (iii) bis (vi) liefern nicht<br />

nur Evidenz für die Arbeitshypothese E-II, der zufolge syntaktische Repräsentationen anfangs<br />

noch unterspezifiziert sein können; sie sprechen auch für die Annahme einer rechtsverzweigen-<br />

den Nominalphrasenstruktur, bei der SpecNP bzw. SpecPossP links vom Kopf der betreffen-<br />

den Phrase angesiedelt sind (vgl. Arbeitshypothese L-I). Zugleich deuten sie darauf hin, daß<br />

Metaprinzipien - wie das Relationserhaltungsprinzip, das der Rechtsverzweigung zugrunde<br />

liegt - bereits in frühen Entwicklungsphasen gelten (vgl. Arbeitshypothese E-I).<br />

Damit unterstützen die Erwerbsbefunde eine Analyse, die auf den ersten Blick weniger<br />

ökonomisch zu sein scheint als eine Analyse, bei der AGENS/POSSESSOR-Phrasen in einer<br />

rechtsperipheren SpecNP-Position generiert werden. Wie die Diskussion in Kapitel III.4.1<br />

gezeigt hat, muß man bei einer strikt rechtsverzweigenden DP-Struktur nämlich mindestens<br />

eine zusätzliche funktionale Projektion annehmen, um die verschiedenen Linearisierungs-<br />

optionen erfassen zu können. <strong>Eine</strong> rechtsverzweigende Struktur ist aber nicht nur die einzige<br />

Option zur Erfassung der Erwerbsdaten; sie beruht auch auf restriktiveren Annahmen <strong>zum</strong><br />

Erwerbsmechanismus, da alle ihre strukturellen Eigenschaften sich aus einem einzigen Prinzip,<br />

nämlich dem Relationserhaltungsprinzip, herleiten lassen (vgl. die Diskussion in Kapitel II.2).

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