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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb der Possessivkonstruktion 443<br />

4.5 Diskussion<br />

Zusammengenommen liefern die <strong>Untersuchung</strong>en zu Possessivmarkierungen und zur Serialisie-<br />

rung von POSSESSOR und POSSESSUM die folgenden empirischen Befunde:<br />

(i) In den Korpusanalysen und vorliegenden Studien <strong>zum</strong> Deutschen, Englischen, Griechischen,<br />

Hebräischen und Japanischen konnte eine frühe Phase ohne Possessivmarkierungen<br />

dokumentiert werden (Clahsen/Eisenbeiß/Vainikka 1994, Penner/Weissenborn<br />

1996, Brown 1973, Cazden 1973, Radford 1990, Radford/Galasso 1998, Marinis 2000,<br />

2002a, Berman 1985, Armon-Lotem 1998, Clancy 1985).<br />

(ii) In den Korpusanalysen <strong>zum</strong> Deutschen und in einer <strong>Untersuchung</strong> <strong>zum</strong> Englischen<br />

(Peters/Menn 1993) zeigten sich anfängliche lexikalische Beschränkungen für Possessivmarkierungen,<br />

die sich nicht durch phonologische Faktoren erklären lassen.<br />

(iii) Beim Erwerb des Englischen, Japanischen und Schwedischen ist von Anfang an nur die<br />

zielsprachliche "POSSESSOR < POSSESSUM"-Abfolge zu beobachten (Brown 1973,<br />

Cazden 1973, Radford 1990, Radford/Galasso 1998, Clancy 1985, Bohnacker 1997).<br />

(iv) Für den Erwerb des Hebräischen sind frühe, morphologisch unmarkierte Possessivkonstruktionen<br />

mit der Abfolge "POSSESSOR < POSSESSUM" belegt, obwohl die Zielsprache<br />

nur die Wortstellung "POSSESSUM < POSSESSOR" zuläßt (Berman 1985,<br />

Armon-Lotem 1998).<br />

(v) In den vorliegenden Studien <strong>zum</strong> Deutschen (Clahsen/Eisenbeiß/Vainikka 1994, Penner/<br />

Weissenborn 1996) sowie in den Korpusanalysen sind in frühen Phasen nur linksperiphere<br />

POSSESSOR-Phrasen dokumentiert, obwohl das Deutsche sowohl links- als<br />

auch rechtsperiphere POSSESSOR-Phrasen erlaubt.<br />

(vi) Die Studien <strong>zum</strong> Erwerb griechischer Possessivkonstruktionen erlauben keine Aussagen<br />

über die Linearisierung von POSSESSOR und POSSESSUM in frühen Erwerbsphasen<br />

(Marinis 2000, 2002a).<br />

(vii) In Studien <strong>zum</strong> Hebräischerwerb wurde die zielsprachliche Wortstellung vor der morphologischen<br />

Markierung beobachtet (Armon-Lotem 1998).<br />

Die Existenz einer frühen Phase, in der die Possessivrelation nicht morphologisch markiert<br />

wird (vgl. (i)), spricht gegen Varianten der Hypothese der vollständigen Kompetenz, die davon<br />

ausgehen, daß die DP bereits zu Beginn der Zwei-Wort-Phase syntaktisch aktiv ist und unein-<br />

geschränkt overt realisiert werden kann (vgl. z.B. Bohnacker 1997). Zugleich liefert der<br />

Befund in (i) Evidenz gegen die von Hyams, Hoekstra und Kollegen vertretene Annahme, daß<br />

Kinder über zielsprachliche DP-Repräsentationen verfügen, aber aufgrund von Verzögerungen<br />

im Bereich der Pragmatikentwicklung noch ein Nebeneinander von unterspezifizierten und ziel-<br />

sprachlichen Strukturen erlauben (vgl. u.a. z.B. Hoekstra/Hyams 1995, 1996, 1998,<br />

Hoekstra/Hyams/Becker 1997, Hyams 1999). Wenn diese Annahme zuträfe, sollten Posses-<br />

sivkonstruktionen nämlich von Anfang an <strong>zum</strong>indest gelegentlich morphologische Markierun-<br />

gen tragen.

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