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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb der Possessivkonstruktion 442<br />

Diese Struktur enthält zwar kein overtes POSSESSUM-Nomen, aber ein D-Element, was in<br />

der Zielsprache charakteristisch für Strukturen mit "POSSESSUM < POSSESSOR"-Abfolge<br />

ist. Darüber hinaus spricht das Auftreten einer Selbstkorrektur dafür, daß es sich bei dieser<br />

Struktur nicht um eine unanalysierte Einheit handelt.<br />

Ähnliche Befunde ergeben sich auch bei einer Reanalyse der Auswertungen des Simone-<br />

Korpus, auf denen die Analysen von Clahsen, Eisenbeiß und Vainikka (1994) sowie Penner<br />

und Weissenborn (1996) basieren: 93 Die ersten Possessivmarkierungen, die Simone produ-<br />

ziert, treten bei Simones eigenem Namen und dem ihres Vaters auf; und Übergeneralisierungen<br />

wie puppas sind erst in einer Phase zu beobachten, in der Simone die Possessivmarkierung in<br />

mehr als 90% aller obligatorischen Kontexte verwendet. Klare Aussagen über lexikalische<br />

Beschränkungen lassen sich für das Simone-Korpus allerdings nicht treffen. Während der<br />

Phase, in der -s optional ist, referieren nämlich alle POSSESSOR-Nomina auf Personen, die<br />

Simone vertraut sind und deren Namen im Input mit und ohne Possessivmarkierung vor-<br />

kommen.<br />

Außerdem ergibt die Reanalyse des Simone-Korpus, daß dieses Korpus im untersuchten<br />

Altersbereich (1;10,20-2;9,10) nur eine Nominalphrase mit der Abfolge "POSSESSUM <<br />

POSSESSOR" enthält (vgl. (133)). Diese Phrase produziert Simone erst mit 2;4, d.h. zu<br />

einem Zeitpunkt, an dem sie bereits über die zielsprachliche DP-Struktur und -Flexion verfügt<br />

(Clahsen/Eisenbeiß/Vainikka 1994, Penner/Weissenborn 1996).<br />

(133) Mar.: Sag mal, was is'n das, Mensch?<br />

Sim.: mones das sind die fisch 94 mones (Simone 2;4)<br />

Insgesamt liefern die Auswertung der Korpora von Andreas, Annelie, Hannah, Leonie,<br />

Mathias und Svenja sowie die Reanalyse der Auswertungen <strong>zum</strong> Simone-Korpus somit <strong>zum</strong><br />

einen Evidenz dafür, daß die Possessivmarkierungen erst nach einer Phase ohne solche<br />

Markierungen auftreten und anfangs lexikalisch beschränkt sind; <strong>zum</strong> anderen bestätigen diese<br />

Auswertungen die Hypothese, daß Kinder unabhängig von der betreffenden Zielsprache eine<br />

Phase durchlaufen, in der POSSESSOR-Argumente stets dem POSSESSUM vorangehen.<br />

93 Ich danke Jürgen Weissenborn dafür, daß er das Spontansprachkorpus von Simone Miller (vgl.<br />

Miller 1976) dem LEXLERN-Projekt zur Verfügung gestellt und so diese Reanalyse ermöglicht hat.<br />

94 Der Null-Plural bei Fisch ist in dem Dialektgebiet, in dem Simone aufwächst, zielsprachlich.

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