25.02.2013 Aufrufe

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Der Erwerb der Possessivkonstruktion 436<br />

daß die Verwendung von -s in diesem Zeitraum keine morpho-syntaktische Funktion erfüllte,<br />

sondern rein phonologisch gesteuert war.<br />

Erst mit 2;3, nach einer Phase mit morphologisch unmarkierten Possessivkonstruktionen,<br />

gab Daniel die phonologisch bedingte Verwendung von -s auf und begann, -s kontrastiv als<br />

Plural- und Possessivmarkierung zu verwenden. Dabei war die Verwendung von -s als Pos-<br />

sessivmarkierung anfangs auf bestimmte Nomina beschränkt: Für das Nomen Mike fanden<br />

sich in der Zeit zwischen 2;3 und 2;6 z.B. sowohl neun Belege für Possessivkonstruktionen mit<br />

dem zielsprachlich markierten POSSESSOR-Nomen Mike als auch sieben zielsprachliche<br />

Belege für die unmarkierte Form Mike (z.B. in Vokativkontexten). Für das Nomen mommy<br />

benutzte Daniel hingegen erst ab 2;3,5 gelegentlich die Possessivmarkierung -s. Vor diesem<br />

Zeitpunkt gebrauchte er mommy auch in Possessivkonstruktionen stets unflekiert. Erst<br />

zwischen 2;5,25 und 2;6,10 verwendete Daniel die Possessivmarkierung unabhängig vom<br />

POSSESSOR-Nomen in allen Possessivkonstruktionen, die in diesem Zeitraum vorlagen. 89<br />

Somit sind die vorliegenden Befunde <strong>zum</strong> Erwerb von Possessivmarkierungen nicht nur mit<br />

den Vorhersagen von Strukturaufbauansätzen vereinbar. Das Vorliegen von lexikalischen Be-<br />

schränkungen für Possessivmarkierungen bestätigt auch die hier vertretene Arbeitshypothese,<br />

daß Kinder grammatische Merkmale zuerst in Lexikoneinträge für flektierte Vollformen inte-<br />

grieren und erst später auf der Basis solcher Vollformeinträge dekomponierte Einträge für<br />

Stämme und Affixe schaffen.<br />

Weitere Unterstützung für die in Kapitel II.4 entwickelten Arbeitshypothesen liefern die<br />

vorliegenden Befunde zur Linearisierung von Köpfen und Argumenten in Possessivkonstruk-<br />

tionen: Bei <strong>Untersuchung</strong>en <strong>zum</strong> Erwerb des Englischen, des Japanischen und des Schwe-<br />

dischen, die eine strikte "POSSESSOR < POSSESSUM"-Abfolge aufweisen, wurden keiner-<br />

lei Abweichungen von der zielsprachlichen "POSSESSOR < POSSESSUM"-Abfolge<br />

89 Nach dieser Phase zielsprachlicher Possessivkonstruktionen durchläuft Daniel Peters und Menn<br />

(1993) zufolge eine Phase, in der er die Possessivmarkierung nur in Konstruktionen ohne POSSES-<br />

SUM verwendet und sie in Konstruktionen mit POSSESSUM ausläßt:<br />

(i) that mommy's and Mike's (Daniel 2;6,21)<br />

(ii) mommy car (Daniel 2;6,24)<br />

Diese vorübergehende Fehlanalyse ist meines Erachtens für die Diskussion über die syntaktische<br />

Aktivität funktionaler Kategorien in frühen Erwerbsphasen nicht relevant, da es sich um eine<br />

spätere Entwicklung handelt (für eine ausführlichere Diskussion vgl. Peters/Menn 1993:760ff.).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!