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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb der Possessivkonstruktion 435<br />

Deutschen, Englischen, Japanischen und Hebräischen zeigen nämlich, daß zielsprachliche Pos-<br />

sessivkonstruktionen eine Zeitlang neben solchen mit ausgelassener Possessivmarkierung<br />

auftreten (vgl. z.B. Brown 1973, Berman 1985, Clancy 1985, Peters/Menn 1993, Clahsen/<br />

Eisenbeiß/Vainikka 1994, Penner/Weissenborn 1996, Armon-Lotem 1998, Radford/Galasso<br />

1998): So produzierte das deutsche Kind Simone zwischen 2;0,25 und 2;2,21 nur in 33 von<br />

49 Possessivkonstruktionen das obligatorische Possessivaffix -s (Clahsen/Eisenbeiß/Vainikka<br />

1994); und das englische Kind Nicholas verwendete zwischen 3;2 und 3;6 nur in 14 von 60<br />

obligatorischen Kontexten die erforderliche -s-Markierung (Radford/Galasso 1998).<br />

Dabei handelt es sich bei den zitierten frühen POSSESSOR-Nomina mit Possessivmarkie-<br />

rung meist um Verwandtschaftsbezeichnungen wie mamas oder papas, um den Namen der<br />

betreffenden Kinder oder um den Namen von Personen, die den Kindern nahestehen (vgl. u.a.<br />

Clancy 1985:458, Mills 1985:185, Radford 1990:89, Peters/Menn 1993:757ff., Clahsen/<br />

Eisenbeiß/Vainikka 1994:97ff., Stenzel 1994:196f., Radford/Galasso 1998:37). Dies könnte<br />

zwar ein zufälliges Resultat der Beispielauswahl sein; es könnte aber auch darauf hinweisen,<br />

daß das Auftreten von Possessivmarkierungen anfangs auf Nomina beschränkt ist, die im Input<br />

häufig mit einer Possessivmarkierung vorkommen. Diese Vermutung wird dadurch unterstützt,<br />

daß Übergeneralisierungen von -s auf Nomina, die dieses Affix in der Zielsprache nicht tragen<br />

können (vgl. (123)), nur für ältere Kinder dokumentiert sind; vgl. u.a. Mills (1985:185):<br />

(123) (a) das is männers wagen (Scupin 3;1)<br />

(b) hier is männers wohnung (Scupin 4;3)<br />

(c) da tut männers bauch weh (Scupin 4;4)<br />

(d) an elefantes zähne (Scupin 5;8)<br />

Außerdem liefert die Studie, die Peters und Menn (1993) mit dem englischsprachigen Kind<br />

Daniel durchgeführt haben, sowohl Evidenz für Reanalysen von scheinbar zielsprachlichen<br />

Strukturen als auch Evidenz für anfängliche lexikalische Beschränkungen: Im Alter zwischen<br />

2;0,22 und 2;2,15 verwendete Daniel nämlich bereits drei Formen auf -s in Possessiv-<br />

konstruktionen; bei dieser Endung scheint es sich aber nicht um ein grammatisches Morphem<br />

zu handeln. Zum einen fanden sich in diesem Zeitraum auch drei Possessivkonstruktionen ohne<br />

-s; <strong>zum</strong> anderen gebrauchte Daniel -s auch in Kontexten, die kein entsprechendes Affix<br />

erfordern (vgl. z.B. *butters, *dirtys). Dabei war diese Endung Peters und Menn zufolge auf<br />

Wörter mit bestimmten Silbenstrukturmustern und Auslauten beschränkt. Dies spricht dafür,

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