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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb der Possessivkonstruktion 434<br />

- Gibt es eine frühe Erwerbsphase ohne Possessivmarkierungen?<br />

- Unterliegen die ersten Instanzen der Possessivmarkierung lexikalischen oder phonologischen<br />

Beschränkungen?<br />

- Wie werden POSSESSOR und POSSESSUM serialisiert?<br />

- Verändert sich die Serialisierung im Verlauf des Erwerbs?<br />

- Besteht ein Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Possessivmarkierungen und der<br />

Serialisierung von POSSESSOR und POSSESSUM?<br />

4.3 Vorliegende Befunde<br />

Nahezu alle Studien zur Entwicklung von Possessivkonstruktionen stimmen darin überein, daß<br />

Kinder zu Beginn der Zwei-Wort-Phase keine Possessivmarkierungen bzw. Kasusmarkierun-<br />

gen am POSSESSOR produzieren, obwohl entsprechende Kontexte vorliegen (vgl. u.a.<br />

Clahsen/Eisenbeiß/Vainikka 1994 und Penner/Weissenborn 1996 <strong>zum</strong> Deutschen, Marinis<br />

2000, 2002a <strong>zum</strong> Griechischen, Brown 1973, Cazden 1973, Radford 1990 und Radford/<br />

Galasso 1998 <strong>zum</strong> Englischen, Clancy 1985 <strong>zum</strong> Japanischen sowie Berman 1985 und<br />

Armon-Lotem 1998 <strong>zum</strong> Erwerb des Hebräischen). So ließ beispielsweise das deutsche Kind<br />

Simone zwischen 1;10,20 und 2;0,23 das obligatorische Possessivaffix -s in allen 15 Posses-<br />

sivkonstruktionen aus (Clahsen/Eisenbeiß/Vainikka 1994), und das englische Kind Nicholas<br />

produzierte im Zeitraum von 2;3 bis 3;1 kein einziges -s-Affix, obwohl 118 Kontexte vorlagen<br />

(Radford/Galasso 1998).<br />

Bohnacker (1997) versucht in ihrer Studie zur schwedischen Kindersprache zwar nachzu-<br />

weisen, daß das Auftreten einer Phase ohne Possessivmarkierungen nicht universell ist; die<br />

Evidenz, die sie zur Unterstützung ihrer Hypothese anführt, ist aber nicht überzeugend. Erstens<br />

ist die Datenbasis zu gering: In dem von Bohnacker untersuchten Korpus des schwedischen<br />

Kindes Embla (1;8-2;1) liegen nur 14 Markierungen in 17 obligatorischen Kontexten vor, die<br />

noch dazu über 10 Aufnahmen verteilt sind. Zweitens sind zu Beginn des <strong>Untersuchung</strong>szeit-<br />

raums überhaupt keine Possessivmarkierungen zu beobachten.<br />

Insgesamt betrachtet sprechen die dargestellten Befunde somit für die Annahme einer<br />

Phase, in der die Possessivrelation nicht morphologisch markiert wird. Der Übergang von<br />

dieser Phase <strong>zum</strong> zielsprachlichen System scheint sich nicht abrupt zu vollziehen, wie man dies<br />

z.B. bei einem Reifungsansatz erwarten würde. Vielmehr deuten die bislang vorliegenden Stu-<br />

dien auf eine schrittweise Generalisierung der Possessivmarkierung hin: <strong>Untersuchung</strong>en <strong>zum</strong>

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