25.02.2013 Aufrufe

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Der Erwerb der Possessivkonstruktion 433<br />

Hoekstra und Hyams (1995, 1996, 1998), Hoekstra, Hyams und Becker (1997), Hyams<br />

(1999) sowie Abu-Akel und Bailey (2000) zufolge treten in der frühen Zwei-Wort-Phase<br />

sowohl vollspezifizierte als auch unterspezifizierte Nominalphrasen auf. Wie bereits oben<br />

diskutiert, könnte die von Hyams, Hoekstra und Kollegen angenommene NUMERUS-Unter-<br />

spezifikation dabei dazu führen, daß POSSESSOR und POSSESSUM in ihren Basisposi-<br />

tionen verbleiben müssen und ihre grammatischen Merkmale nicht überprüft werden können.<br />

Dies könnte auch Auslassungen von Possessivmarkierungen bewirken. Dementsprechend<br />

würde man ein Nebeneinander von morphologisch markierten Possessivkonstruktionen mit<br />

zielsprachlicher Wortstellung und unmarkierten Strukturen mit Basisabfolge erwarten.<br />

Penner und Weissenborn (1996) sagen hingegen explizit eine Phase ohne overte Possessiv-<br />

markierungen vorher. Ihnen zufolge sollte die DP zwar bereits früh syntaktisch aktiv sein; der<br />

Erwerb morphologischer Markierungen kann aber verzögert sein. Bottari, Cipriani und Chilosi<br />

(1993) und Lleo (2001) machen zwar keine expliziten Aussagen zu Possessivkonstruktionen,<br />

sie nehmen aber - ähnlich wie Penner und Weissenborn (1996) - an, daß die syntaktischen<br />

Eigenschaften funktionaler Projektionen vor ihren morpho-phonologischen Realisierungen<br />

erworben werden. Daher wäre auch ihr Ansatz mit einer Phase mit nominalphraseninterner<br />

Bewegung, aber ohne Possessivmarkierungen vereinbar.<br />

Aus der hier vertretenen Idee des merkmalsbasierten Strukturaufbaus ergibt sich nicht nur<br />

die Vorhersage, daß Possessivkonstruktionen anfangs sowohl syntaktisch als auch morpholo-<br />

gisch unterspezifiziert sein können (vgl. Arbeitshypothese E-II). Aus meiner Arbeitshypothese<br />

E-V läßt sich darüber hinaus die Vorhersage ableiten, daß die ersten Possessivmarkierungen<br />

lexikalischen Beschränkungen unterliegen: Wenn Kinder anfangs tatsächlich zunächst wort-<br />

formspezifische Lexikoneinträge für einzelne Flexionsformen schaffen, sollten sie nämlich nur<br />

für die Äußerungen Possessivmarkierungen produzieren können, für die sie auf Vollformein-<br />

träge mit der entsprechenden Markierung zugreifen können. Erst später, wenn sie über eigen-<br />

ständige lexikalische Repräsentationen für Stämme und Possessivmarkierungen verfügen, soll-<br />

ten sie für jeden beliebigen Namen eine Form mit Possessivmarkierung bilden können.<br />

Insgesamt betrachtet ergeben sich aus den diskutierten Ansätzen somit die folgenden<br />

<strong>Untersuchung</strong>sfragen zur Entwicklung von Possessivkonstruktionen:<br />

auf Auslassungen von Possessivmarkierungen im Deutschen und Englischen übertragen, da Possessivmarkierungen<br />

dem POSSESSOR normalerweise keine Silben hinzufügen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!