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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb der Possessivkonstruktion 432<br />

nicht aus dieser Position herausbewegt werden können. <strong>Eine</strong> universelle initiale Beschränkung<br />

auf "POSSESSOR < POSSESSUM"-Strukturen würde somit nicht nur Evidenz für die<br />

Hypothese des Strukturaufbaus liefern; sie würde auch für die Annahme einer rechtsverzwei-<br />

genden Nominalphrasenstruktur sprechen, bei der sämtliche Spezifiziererpositionen links vom<br />

Kopf angesiedelt sind. Damit wäre sie mit meiner aus dem Relationserhaltungsprinzip abgelei-<br />

teten Arbeitshypothese L-I vereinbar. Zugleich würde sie die Arbeitshypothese E-I bestätigen,<br />

der zufolge die angenommenen Metaprinzipien zu keinem Zeitpunkt im Erwerbsverlauf verletzt<br />

werden.<br />

Wenn man die Hypothese des Strukturaufbaus zugrunde legt, stellt sich nicht nur die Frage<br />

nach der Verfügbarkeit von Bewegungsprozessen. Man muß auch angeben, wie die ziel-<br />

sprachliche DP-Struktur und die DP-internen Bewegungsprozesse erworben werden.<br />

Clahsen, Eisenbeiß und Vainikka (1994) diskutieren daher, ob der Erwerb der morphologi-<br />

schen Possessivmarkierung den Aufbau der zielsprachlichen DP-Struktur auslöst. Falls diese<br />

Annahme zuträfe, sollten Kinder erst dann die zielsprachlichen Bewegungsprozesse zeigen,<br />

wenn sie morphologische Possessivmarkierungen erworben haben.<br />

Wenn man von der Idee des merkmalsbasierten Strukturaufbaus ausgeht, würde es <strong>zum</strong><br />

Erwerb nominalphraseninterner Bewegungsprozesse hingegen genügen festzustellen, ob das<br />

POSSESSUM sich weiter links befindet als der POSSESSOR, obwohl die Basisposition des<br />

POSSESSORS hierarchisch höher anzusiedeln ist als die Basisposition des POSSESSUMS.<br />

Dementsprechend sollten die zielsprachlichen Linearisierungsmöglichkeiten unabhängig von der<br />

morphologischen Entwicklung erworben werden können (vgl. Arbeitshypothese L-II).<br />

Darüber, wann die morphologische Possessivmarkierung erworben wird, besteht bislang<br />

noch keine Einigkeit. Vertreter der Strukturaufbauhypothese sagen eine Phase ohne Posses-<br />

sivmarkierungen vorher (vgl. u.a. Radford 1990, Radford/Galasso 1998, Clahsen/Eisenbeiß/<br />

Vainikka 1994). Wenn man, wie Gerken (1996) und Crisma und Tomasutti (2000), postuliert,<br />

daß sämtliche Abweichungen von der Zielsprache rein prosodisch bedingt sind, sollten Auslas-<br />

sungen von Possessivmarkierungen hingegen entweder überhaupt nicht vorkommen oder auf<br />

bestimmte prosodische Kontexte beschränkt sein. 88<br />

88 Welche Kontexte dies sein könnten, ist dabei allerdings unklar, da die betreffenden Autoren sich<br />

meines Wissens noch nicht mit Possessivmarkierungen befaßt haben. Die Erklärungen, die für<br />

Determiniererauslassungen vorgeschlagen wurden, lassen sich auf jeden Fall nicht ohne weiteres

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