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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb der Possessivkonstruktion 423<br />

Innerhalb der theoretischen Linguistik besteht allerdings keine Einigkeit darüber, welche<br />

Phrasenstrukturpositionen und Bewegungsprozesse Possessivkonstruktionen involvieren. Ins-<br />

besondere debattiert man, ob man linksverzweigende syntaktische Repräsentationen anneh-<br />

men muß, um unterschiedliche Abfolgen von POSSESSOR und POSSESSUM zu erfassen,<br />

wie sie z.B. im Deutschen möglich sind. Wenn dies der Fall wäre, würde dies gegen meine<br />

Arbeitshypothese L-I sprechen, der zufolge syntaktische Repräsentationen universell rechts-<br />

verzweigend sind. Daher werde ich im folgenden zunächst die verschiedenen vorgeschlagenen<br />

Analysen für Possessivkonstruktionen diskutieren und zeigen, daß sich alle beobachtbaren<br />

Linearisierungen prinzipiell sowohl durch linksverzweigende als auch durch rechtsverzweigende<br />

syntaktische Repräsentationen erfassen lassen. Davon ausgehend sollen die Erwerbsvorher-<br />

sagen diskutiert und überprüft werden, die sich aus den vorgestellten linguistischen Analysen<br />

und den unterschiedlichen Annahmen zur Kontinuitätsfrage im Spracherwerb ergeben.<br />

Dabei werde ich dafür argumentieren, daß sich die empirischen Befunde <strong>zum</strong> Erwerb von<br />

Possessivkonstruktionen am besten erfassen lassen, wenn man von universeller Rechtsver-<br />

zweigung ausgeht und annimmt, daß das Relationserhaltungsprinzip, aus dem ich in Kapitel II.2<br />

die Rechtsverzweigung von Phrasenstrukturrepräsentationen abgeleitet habe, auch in frühen<br />

Erwerbsphasen gilt. D.h., ich werde Evidenz für die Arbeitshypothesen L-I und E-I liefern.<br />

Zugleich werde ich darlegen, wie man die Erwerbsbefunde ohne die Annahme von morpho-<br />

logischen Auslösern für Bewegungsprozesse erklären kann (vgl. Arbeitshypothese L-II).<br />

Darüber hinaus möchte ich mit den Analysen <strong>zum</strong> Erwerb von Possessivkonstruktionen<br />

Evidenz für meine Arbeitshypothesen E-II und E-V liefern. Hierzu werde ich <strong>zum</strong> einen<br />

nachweisen, daß grammatische Repräsentationen für Possessivkonstruktionen anfangs noch<br />

unterspezifiziert sein können; <strong>zum</strong> anderen werde ich zeigen, daß die Verwendung von Posses-<br />

sivmarkierungen anfangs lexikalischen Beschränkungen unterliegt, die dafür sprechen, daß<br />

Kinder Merkmale zuerst in Lexikoneinträge für flektierte Vollformen integrieren und erst<br />

später dekomponierte Einträge für Stämme und Affixe schaffen.

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