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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb der Possessivkonstruktion 422<br />

4 Der Erwerb der Possessivkonstruktion<br />

Den Hintergrund für die <strong>Untersuchung</strong> des Erwerbs von Possessivkonstruktionen wie Helenes<br />

Huhn bildet die Beobachtung, daß deutsche und englischsprachige Kinder in der frühen Zwei-<br />

Wort-Phase Possessivmarkierungen auslassen, obwohl Kontexte für diese Markierung<br />

vorliegen (Brown 1973, deVilliers/deVilliers 1973, Radford 1990, Radford/Galasso 1998,<br />

Clahsen/Eisenbeiß/Vainikka 1994). Dies zeigen z.B. die folgenden Belege von Clahsen, Eisen-<br />

beiß und Vainikka (1994:97) sowie Radford (1990:89):<br />

(112) (a) julia schere weg (Mathias 2;5)<br />

(b) mommy mouth (Jonathan 2;0)<br />

Wie in Kapitel I.6.1 erläutert, können Possessivmarkierungen als overte Realisierungen der<br />

funktionalen Kategorie D analysiert werden (vgl. auch Kapitel III.4.1). Die Auslassung von<br />

Possessivmarkierungen in der deutschen und englischen Kindersprache wurde daher von Ver-<br />

tretern der Strukturaufbauhypothese als Evidenz für die syntaktische Inaktivität von D ange-<br />

führt; es ist aber umstritten, wie systematisch solche Auslassungen auftreten und wie sie zu<br />

interpretieren sind (vgl. z.B. Bohnacker 1997): Zum einen beruhen die bisherigen Befunde <strong>zum</strong><br />

Deutschen und Englischen auf Einzelfallstudien (z.B. Clahsen/Eisenbeiß/Vainikka 1994,<br />

Radford/Galasso 1998) oder auf <strong>Untersuchung</strong>en, bei denen auf eine quantitative Analyse der<br />

Daten verzichtet wurde (z.B. Radford 1990); <strong>zum</strong> anderen ist die bisherige Datenbasis für<br />

Aussagen über Auslassungen von Possessivmarkierungen relativ klein, da Possessivkonstruk-<br />

tionen in Spontansprachkorpora eher selten sind (vgl. Kapitel III.1).<br />

Außerdem könnte man Auslassungen von Possessivmarkierungen, selbst wenn sie sich als<br />

systematisch erweisen sollten, <strong>zum</strong>indest in einigen Varianten der Hypothese der vollständigen<br />

Kompetenz auf prosodische oder pragmatische Faktoren oder auf Verzögerungen der mor-<br />

phologischen Entwicklung zurückführen (vgl. Kapitel III.4.1). Um Evidenz gegen die Hypo-<br />

these der vollständigen Kompetenz zu erbringen, muß man daher auch zeigen, daß die syntak-<br />

tischen Prozesse, die Positionen innerhalb funktionaler Projektionen involvieren, zu Beginn der<br />

syntaktischen Entwicklung noch nicht zu beobachten sind. Dies ist bei Possessivkonstruktionen<br />

möglich, da sie verschiedene Serialisierungsmöglichkeiten bieten, die sich durch die Annahme<br />

von Bewegungsprozessen erfassen lassen (vgl. z.B. das Huhn Helenes vs. Helenes Huhn).

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