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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 419<br />

markierungen aufweisen. Dementsprechend sollten Kinder auf der Basis von semantischen<br />

Repräsentationen mit [±hr]- und [±lr]-Spezifikationen ohne weitere Zusatzstrategien die ziel-<br />

sprachlichen Kasusmarkierungen und ihre jeweiligen Spezifikationen erwerben können. Dazu<br />

müßten sie lediglich feststellen, ob das Auftreten der einzelnen Kasusmarkierungen mit dem<br />

Vorliegen von positiven Spezifikationen für die Merkmale [±hr] und [±lr] einhergeht, und dann<br />

gegebenenfalls die entsprechenden positiven Spezifikationen in den Lexikoneintrag für die<br />

jeweiligen Markierungen aufnehmen.<br />

Zugleich muß man, wenn man generelle Merkmale wie [±hr] und [±lr] verwendet, nicht<br />

annehmen, daß Kinder sich bei der Analyse von Kasusmarkierungen anfangs auf Argumente<br />

mit den Θ-Rollen AGENS, ACTOR, PATIENS oder GOAL beschränken, die in Basissätzen<br />

vorkommen, und die so erworbenen Markierungen erst später durch distributionelles Lernen<br />

auf andere Argumente in anderen Strukturen generalisieren.<br />

Der vorgeschlagene Ansatz läßt weder Untergeneralisierungen von Kasusmarkierungen<br />

noch eine anfängliche Beschränkung auf Basissätze erwarten; in einem solchen Ansatz sollten<br />

allerdings zwei DP-Argumente desselben Verbs stets unterschiedliche relative Positionen in<br />

der Argumenthierarchie einnehmen und dementsprechend im Defaultfall unterschiedliche mor-<br />

phologische Markierungen tragen. Daher sollten Übergeneralisierungen auftreten, wenn ein<br />

und dieselbe morphologische Markierung auch noch an einer zweiten Argument-DP auftritt.<br />

Dies ist beispielsweise in prädikativen Konstruktionen der Fall. Somit ist es nicht erstaunlich,<br />

daß Kinder in solchen Fällen das Defaultmarkierungsmuster ihrer Zielsprache übergeneralisie-<br />

ren und so beim Erwerb des Deutschen Übergeneralisierungen von Akkusativmarkierungen<br />

produzieren (vgl. (v)). Erstaunlich ist angesichts der hohen Frequenz von Prädikativkonstruk-<br />

tionen mit Verben wie sein eher, daß solche Strukturen bislang noch nicht systematisch<br />

dokumentiert und ausführlicher diskutiert worden sind.<br />

Das Fehlen einer solchen Diskussion ist meines Erachtens durch zwei Faktoren bedingt:<br />

Erstens zeigt sich die Nominativ/Akkusativdistinktion nur bei D-Elementen, Adjektiven und<br />

3.Ps.-Pronomina in Mask.Sg.-Kontexten sowie bei Personalpronomina der 1.Ps. und der<br />

2.Ps. Dementsprechend wären z.B. Akkusativübergeneralisierungen bei Nom.Fem.Sg.-Argu-<br />

menten in prädikativen Konstruktionen nicht zu erkennen, da die Nominativform von der<br />

Akkusativform nicht zu unterscheiden wäre (vgl. z.B. die vs. die). Zweitens werden prädika-<br />

tive Verben häufig mit [+EIN]-Elementen zu Äußerungen wie das ist (m)ein X kombiniert.

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