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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 418<br />

Außerdem liefern die Befunde in (i) bis (v) keinerlei Evidenz für die Untergeneralisierungen<br />

von Kasusmarkierungen, die man erwarten würde, wenn man von der Analyse Pinkers (1984)<br />

ausgeht. Die Befunde (ii) bis (iii) deuten nämlich darauf hin, daß der Erwerb des zielsprach-<br />

lichen Kasussystems nicht darauf beruht, daß Kinder im Input nach Markierungen für<br />

Argumente mit bestimmen thematischen Rollen wie AGENS oder PATIENS suchen. Wenn<br />

dies der Fall wäre, sollten sie Kasusmarkierungen nämlich anfangs auf Argumente von proto-<br />

typischen Handlungsverben beschränken. Dies scheint jedoch nicht zu geschehen.<br />

Ebensowenig scheinen Kinder sich bei der Analyse und Produktion von Kasusmarkierun-<br />

gen an AGENS- oder PATIENS-Argumenten anfangs auf Basissätze zu beschränken, d.h. auf<br />

pragmatisch neutrale uneingebettete Sätze, die minimale Präsuppositionen voraussetzen, mit<br />

Deklarativintonation geäußert werden und minimal flektierte Hauptverben aufweisen. <strong>Eine</strong><br />

anfängliche Beschränkung von Kasusmarkierungen auf Basissätze würde nämlich ausschließen,<br />

daß Kinder - wie beim Erwerb des Kaluli - Kasusmarkierungen häufiger in Past-Tense-Kon-<br />

texten verwenden als in Präsenskontexten (vgl. (iv)).<br />

Wenn Kinder tatsächlich von Anfang an nicht nur Basissätze berücksichtigen, läßt sich der<br />

Kasuserwerb im Rahmen von Pinkers (1984) Ansatz nicht erfassen. Nur in Basissätzen gelten<br />

nämlich die engen Zusammenhänge zwischen Kasusmarkierungen und Θ-Rollen (z.B. zwi-<br />

schen Nominativ/Ergativ und AGENS), die für Pinker den Einstieg ins Kasussystem er-<br />

möglichen.<br />

Mit dem in Kapitel II.3.5 und Kapitel II.4 vorgeschlagenen Ansatz <strong>zum</strong> Bootstrapping-<br />

problem beim Kasuserwerb lassen sich die Beobachtungen in (i) bis (v) ohne Zusatzstrategien<br />

und mit weitaus weniger Annahmen zu angeborenen Universalien erfassen als in den Analysen<br />

von Pinker: Das in Kapitel II diskutierte Relationserhaltungsprinzip sollte es Kindern nämlich<br />

erlauben, die ermittelten Abhängigkeitsbeziehungen zwischen Ereignispartizipanten auf die<br />

Hierarchie von Argumenten in semantischen Repräsentationen abzubilden, die sich durch die<br />

beiden Merkmale [±h(igher)r(ole)] und [±l(ower)r(ole)] erfassen. Mit diesen beiden Merk-<br />

malen kann man die natürlichen Klassen von Argumenten bei der Kasusmarkierung charakte-<br />

risieren, die in einem kategorienbasierten Ansatz nicht erfaßt werden können: Zum einen lassen<br />

sich akkusativisch markierte [+hr]-Argumente von nominativisch markierten [-hr]-Argumenten<br />

abgrenzen; <strong>zum</strong> anderen kann man [+lr]-Argumente, die andere Argumente dominieren und<br />

eine Ergativmarkierung haben, von [-lr]-Argumenten unterscheiden, die Absolutiv-

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