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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 417<br />

(v) Bei der Korpusanalyse fanden sich Akkusativübergeneralisierungen auf Argumente in<br />

prädikativen Konstruktionen, die eine Nominativmarkierung erforderten. Die in anderen<br />

Studien <strong>zum</strong> Deutschen angegebenen Belege für Akkusativübergeneralisierungen auf<br />

Nominativkontexte involvierten ebenfalls prädikative Konstruktionen (vgl. u.a. Leopold<br />

1949, Parodi 1990b).<br />

Die Befunde in (i) bis (v) bestätigen keine der Vorhersagen, die sich aus einem kategorien-<br />

und konzeptbasierten Ansatz <strong>zum</strong> Kasuserwerb ableiten lassen: Ein solcher Ansatz, wie er z.B.<br />

von Pinker (1984, 1989) vertreten wird, beruht auf der Annahme, daß Kinder von Konzepten<br />

ausgehen und im Input nach Realisierungen der korrespondierenden grammatischen Kate-<br />

gorien suchen. In einem solchen Ansatz fehlen, wie in Kapitel II.3.5 und Kapitel II.4 erläutert,<br />

Konzepte oder Merkmale, mit denen man erfassen könnte, daß Argumente intransitiver Ver-<br />

ben bei der Kasusmarkierung sowohl mit dem AGENS als auch mit dem PATIENS transitiver<br />

Verben natürliche Klassen bilden können, die sich durch eine einheitliche Kasusmarkierung<br />

auszeichnen (Nominativ bzw. Absolutiv). Dementsprechend läßt sich keine konzeptuelle Basis<br />

für den Erwerb von Kasusmarkierungen für diese Argumentklassen angeben.<br />

Pinker ist daher gezwungen anzunehmen, daß Kinder die Kasusmarkierungen für die drei<br />

Argumenttypen getrennt erwerben und miteinander vergleichen müssen. Dazu wären spezielle<br />

Strategien zur Absolutiv/Ergativunterscheidung erforderlich. Die Annahme solcher Strategien<br />

ließe aber anfängliche Beschränkungen von Kasusmarkierungen auf Argumente transitiver oder<br />

intransitiver Verben erwarten: Bei der von Bowerman (1985) vorgeschlagenen "transitiv→<br />

intransitiv"-Strategie und bei Pinkers (1984) Zwei-Kasus-Strategie sollten Kinder Kasus-<br />

markierungen für AGENS- und PATIENS-Argumente anhand von Argumenten transitiver<br />

Verben erwerben und dann auf Subjekte intransitiver Verben generalisieren. Würden Kinder<br />

hingegen der von Bowerman (1985) diskutierten "intransitiv→transitiv"-Strategie folgen, soll-<br />

ten sie anfangs nur Argumente intransitiver Verben morphologisch markieren und erst später<br />

Markierungen an Argumenten transitiver Verben vornehmen.<br />

Keiner dieser Vorhersagen ließ sich jedoch empirisch bestätigen: Wie man in (i) sehen<br />

kann, zeigen Analysen zu Akkusativsprachen, daß Nominativmarkierungen von Anfang an<br />

sowohl bei transitiven als auch bei intransitiven Subjekten verwendet werden, und Untergene-<br />

ralisierungen von Absolutivmarkierungen auf transitive oder intransitive Verben wurden meines<br />

Wissens bislang ebenfalls noch für keine Ergativsprache dokumentiert.

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