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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 416<br />

zu (wegen). Zugleich berichtete Folsom (1984:225ff.), daß 73% der Belege von Präposi-<br />

tionen, die Dativ oder Akkusativ zuweisen können, mit dem Dativ auftraten.<br />

Dativmarkierungen sind somit sowohl in der japanischen als auch in der deutschen Erwach-<br />

senensprache keineswegs seltener als Akkusativmarkierungen, sondern sogar häufiger. Wenn<br />

Kinder frequentere Kasusmarkierungen früher erwerben als weniger häufige Kasusmarkierun-<br />

gen, sollten sie daher Dativmarkierungen vor Akkusativmarkierungen beherrschen. Dies ist<br />

jedoch nicht der Fall, wie die Befunde (vii) und (viii) zeigen.<br />

Diese Befunde lassen sich auch nicht im Rahmen von Pinkers Ansatz erklären: In beiden<br />

Varianten seiner Analyse werden Dativmarkierungen direkt aus der Θ-Rolle abgeleitet; für die<br />

übrigen Kasusmarkierungen sind hingegen spezielle Strategien erforderlich, um zwischen<br />

Nominativ- und Akkusativmarkierungen auf der einen Seite und Absolutiv- und Ergativmarkie-<br />

rungen auf der anderen Seite zu entscheiden. Daher sollte man eher erwarten, daß Dativ-<br />

markierungen relativ früh erworben werden.<br />

ad (vi) Das Bootstrappingproblem beim Kasuserwerb<br />

Evidenz gegen die Annahme, daß Kinder - wie von Pinker (1984, 1989) angenommen - beim<br />

Einstieg ins Kasussystem spezielle Vergleichsstrategien benötigen, um festzustellen, ob sie eine<br />

Akkusativ- oder aber eine Ergativsprache sprechen, liefern auch die folgenden Befunde:<br />

(i) Die vorliegenden Studien <strong>zum</strong> Erwerb des Kaluli (Schieffelin 1985) und Japanischen (vgl.<br />

u.a. Morikawa 1989) sowie die Korpusanalysen <strong>zum</strong> deutschen Kasussystem zeigen, daß<br />

Kasusmarkierungen von Anfang an sowohl bei Argumenten transitiver Verben als auch<br />

bei Argumenten intransitiver Verben verwendet werden.<br />

(ii) Slobins (1985) Angabe, daß Akkusativmarkierungen beim Erwerb des Russischen<br />

anfangs auf PATIENS-Argumente von prototypischen Handlungsverben beschränkt sind,<br />

ließ sich in quantitativen Studien <strong>zum</strong> Erwerb des russischen Kasussystems nicht bestätigen<br />

(vgl. Babyonyshev 1993, Voeikova/Savickiene 2001).<br />

(iii) Bei <strong>Untersuchung</strong>en <strong>zum</strong> Baskischerwerb (Meisel/Ezeizabarrena 1996, Larranaga 2000)<br />

sowie in den Korpusanalysen <strong>zum</strong> Deutschen konnte keine Evidenz für eine anfängliche<br />

Beschränkung von Kasusmarkierungen auf Argumente von prototypischen Handlungsverben<br />

geliefert werden. Vielmehr zeigte sich in den Analysen zur deutschen Kindersprache<br />

sogar, daß Objekte von Wahrnehmungsverben wie hören zu den ersten Verbargumenten<br />

mit Akkusativmarkierungen gehören.<br />

(iv) Die von Schieffelin (1985) untersuchten Kinder verwendeten beim Erwerb des Kaluli in<br />

Past-Tense-Kontexten mehr Ergativmarkierungen als in Präsenskontexten.

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