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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 415<br />

durch Postpositionen (Japanisch), durch eine Portmanteau-Markierung (KASUS+NUME-<br />

RUS) am letzten Element der Nominalphrase (Baskisch) oder aber durch Portmanteau-<br />

Markierungen (KASUS+NUMERUS(+GENUS)) an D-Elementen, Adjektiven und Nomina<br />

(Deutsch). Es handelt sich somit um eine Generalisierung, die sich nicht einfach auf die Salienz<br />

oder auf morphologische Eigenschaften der einzelnen Markierungen zurückführen läßt.<br />

Der relativ späte Dativerwerb und die beobachteten Übergeneralisierungen anderer Kasus-<br />

formen auf Dativkontexte können auch nicht einfach durch die relative Frequenz der verschie-<br />

denen Kasusmarkierungen bedingt sein: Für das Japanische hat Matsuoka (1989:69) den<br />

Input analysiert, den die von ihr untersuchten Kinder erhielten. Dabei zeigte sich, daß der<br />

prozentuale Anteil der Postposition ni, die als Dativmarkierung fungiert, mit 48% (=<br />

2516/5236) höher ist als der Anteil der Nominativmarkierung ga (2087/5236 = 40%) und<br />

den Anteil der Akkusativmarkierung o (633/5236 = 12%) weit übersteigt. Dieser hohe Anteil<br />

von ni in den Korpora kommt nicht allein dadurch zustande, daß ni auch als lokale Post-<br />

position dienen kann. Die relativ hohe Frequenz von ni ist auch durch die unterschiedlichen<br />

Bedingungen für die overte Realisierung der einzelnen Kasusmarkierungen bedingt: Erstens<br />

wird die Dativmarkierung im Gegensatz zur Nominativmarkierung und zur Akkusativmar-<br />

kierung nicht durch die Topikmarkierung wa ersetzt wird, wenn das betreffende Argument als<br />

Topik fungiert. Vielmehr werden wa und ni kombiniert. Zweitens werden v.a. Akkusativ-<br />

markierungen, aber auch Nominativmarkierungen in der Umgangssprache sehr viel häufiger<br />

ausgelassen als Dativmarkierungen. Insbesondere kann die Dativmarkierung bei indirekten<br />

Objekten nicht wegfallen (vgl. z.B. Matsuoka 1998:117). Direkte Akkusativobjekte tragen<br />

hingegen in Äußerungen mit Basiswortstellung meistens keine overte Akkusativmarkierung.<br />

Für das Deutsche liegen zwar keine Frequenzangaben zu Kasusmarkierungen im Input von<br />

Kindern vor. Meiers (1967:199) Auswertung eines ca. 500.000 Wörter umfassenden Korpus<br />

aus verschiedenen Texttypen ergab aber, daß Dativmarkierungen mit einem prozentualen<br />

Anteil von 24,9% zwar seltener sind als Nominativmarkierungen (41,6%), aber frequenter als<br />

Akkusativmarkierungen (24,1%) und Genitivmarkierungen (9,4%). Außerdem konnte Folsom<br />

(1984) in seiner Zusammenfassung verschiedener Korpusstudien <strong>zum</strong> Deutschen zeigen, daß<br />

es sich bei 46% der analysierten Vorkommen von Präpositionen um Präpositionen handelte,<br />

die ausschließlich den Dativ regieren (z.B. mit); 40% erlaubten den Dativ oder den Akkusativ<br />

(z.B. auf), 12% nahmen stets Akkusativkomplemente (z.B. für) und 2% wiesen den Genitiv

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