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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Erste eigenständige Modelle der Spracherwerbsforschung 27<br />

4 Erste eigenständige Modelle der Spracherwerbsforschung<br />

In den 70er Jahren scheiterte nicht nur die direkte Anwendung der Standardtheorie auf<br />

Erwerbsdaten, auch die generative Grammatiktheorie selbst geriet in eine Krise. Diese Krise<br />

war paradoxerweise gerade durch die Vorzüge der generativen Grammatiktheorie bedingt -<br />

<strong>zum</strong> einen durch die Erfolge bei der Beschreibung struktureller Beziehungen zwischen Sätzen,<br />

<strong>zum</strong> anderen durch die Gleichsetzung von UG und Spracherwerbsmechanismus. Wie ich im<br />

folgenden zeigen werde, führten beide Aspekte der generativen Grammatik zu empirischen<br />

und konzeptionellen Problemen. Dadurch machten sie eine Neuorientierung der generativen<br />

Grammatik erforderlich und bewirkten eine Neubestimmung des Verhältnisses zwischen<br />

theoretischer Linguistik und Psycholinguistik. Im Mittelpunkt der Diskussion innerhalb der<br />

theoretischen Linguistik stand dabei die Notwendigkeit von einfachen Mechanismen, mit denen<br />

sich sowohl die typologische Variation als auch sprachliche Universalien erfassen lassen.<br />

Innerhalb der Spracherwerbsforschung hingegen bemühte man sich darum, die einseitige<br />

Bindung an die generative Grammatiktheorie aufzulösen und Erkenntnisse der Kognitions-,<br />

Entwicklungs- und Sozialpsychologie, der Mathematik und der Künstlichen Intelligenz einzu-<br />

beziehen (vgl. z.B. Bruner 1975, Pinker 1984, Slobin 1985). Beide Entwicklungen, die Ver-<br />

einfachung der angenommenen Mechanismen und die Bemühungen um eine interdisziplinäre<br />

Orientierung der Spracherwerbsforschung, sind - wie in den folgenden Kapiteln erkennbar<br />

sein wird - noch nicht abgeschlossen, sondern auch für die aktuelle Theoriediskussion zentral.<br />

4.1 Die Suche nach universellen Beschränkungen für grammatische<br />

Repräsentationen<br />

Die schwerwiegende Krise, in die die generative Grammatik während der 70er Jahre geriet,<br />

ergab sich paradoxerweise gerade aus ihrem Bemühen um die Erstellung beschreibungs-<br />

adäquater Grammatiken. Um möglichst viele syntaktische Konstruktionen und natürliche<br />

Sprachen adäquat beschreiben zu können, hatte man den Beschreibungsapparat mächtiger<br />

gemacht, indem man immer mehr Transformationen annahm und deren Anwendungsbereich<br />

ausdehnte. Es wurde jedoch versäumt, gleichzeitig universelle Beschränkungen für Regels-<br />

ysteme aufzustellen, so daß die Standardtheoriegrammatiken nicht nur die grammatischen

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