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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 413<br />

Subjekten und direkten Akkusativobjekten. Vielmehr spricht die Beobachtung (ii) dafür, daß<br />

Kinder, die nicht über Dativmarkierungen verfügen, Optionen zur Realisierung von Strukturen<br />

mit dreiwertigen Verben wählen, die zwar zu nicht-zielsprachlichen oder <strong>zum</strong>indest markierten<br />

Strukturen führen, aber keines der angenommenen Metaprinzipien verletzen.<br />

Anders als indirekte Objekte scheinen die Komplemente von Präpositionen und ein- oder<br />

zweiwertigen Verben lexikalische Dativmarkierungen zu tragen. Hierfür sprechen nicht nur die<br />

niedrigen Korrektheitsraten, die für diese Markierungen ermittelt wurden, sondern auch die<br />

beobachteten Nominativ- und Akkusativübergeneralisierungen. Diese lassen sich nämlich als<br />

Übergeneralisierungen des jeweiligen Defaultkasus interpretieren. Wenn man dies tut, geben<br />

die unterschiedlichen Übergeneralisierungsmuster, die für die einzelnen Typen von Dativ-<br />

markierungen beobachtet wurden, Aufschluß über den Status dieser Markierungen:<br />

Die Befunde zu Dativmarkierungen an zweiwertigen Verben (vgl. (iv) und (v)) lassen sich<br />

meines Erachtens am besten erklären, wenn man annimmt, daß die Dativmarkierungen bei<br />

Verben wie winken durch eine lexikalische [+lr]-Spezifikation am niedrigeren Argument<br />

bewirkt wird, bei Verben wie gehören hingegen durch eine [+hr]-Spezifikation am höheren<br />

Argument (vgl. Wunderlich 1997). Dann sollten nämlich bei winken-Verben vor dem Erwerb<br />

der [+lr]-Spezifikation Akkusativmarkierungen am Dativargument zu beobachten sein, denn<br />

dieses Argument trägt die Defaultspezifikation [+hr,-lr] und sollte demnach mit einem [+hr]-<br />

Affix markiert werden. Bei gehören-Verben sollten hingegen die unmarkierten Nominativ-<br />

markierungen am Dativargument auftreten, da dieses Argument die Defaultspezifikation<br />

[-hr,+lr] aufweist.<br />

Mit Analysen, die Dativmarkierungen bei beiden Verbtypen als lexikalische [+DAT]-<br />

Markierungen an einem direkten Akkusativobjekt analysieren (vgl. z.B. Haegeman 1991),<br />

lassen sich die Befunde in (iv) und (v) nicht erfassen. Aus einer solchen syntaxbasierten<br />

Analyse ergibt sich nämlich die unzutreffende Vorhersage, daß bei beiden Verbtypen der<br />

Defaultkasus für direkte Objekte, nämlich der Akkusativ übergeneralisiert wird.<br />

Das Auftreten von Nominativmarkierungen bei Argumenten einwertiger Verben ist hingegen<br />

sowohl mit einer argumentstrukturbasierten Analyse als auch mit einer syntaxbasierten Analyse<br />

kompatibel: Das einzige Argument eines intransitiven Verbs sollte in beiden Fällen den Default-<br />

kasus Nominativ erhalten, solange die lexemspezifischen Kasusmarkierungseigenschaften des<br />

betreffenden Verbs noch nicht erworben sind.

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