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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 408<br />

Diese Annahme liegt sowohl rein distributionalen als auch semantisch basierten Analysen des<br />

Genuserwerbs zugrunde: Im Rahmen eines rein distributionalen Ansatzes sollte es <strong>zum</strong> Genus-<br />

erwerb genügen festzustellen, daß einige Nomina meistens mit der Artikelform die kombiniert<br />

werden, während andere Nomina häufig mit der Form der auftreten und wieder andere<br />

Nomina meistens mit der Form das vorkommen (Reiß-Held 1999, vgl. bereits MacWhinney<br />

1978, Maratsos/Chalkey 1980 für eine ausführlichere Diskussion der Vorzüge und Probleme<br />

solcher Analysen). Dementsprechend sollten Kinder schon vor der Etablierung anderer Merk-<br />

male erkennen können, daß die Wahl von morphologischen Markierungen davon abhängt, mit<br />

welchem Nomen das Element kombiniert wird. Dies sollte zur Etablierung von Genusklassen<br />

ausreichen.<br />

Als Alternative zu rein distributionsorientierten Erwerbsmechanismen hat Pinker (1982) die<br />

Annahme diskutiert, daß Kinder das natürliche Geschlecht von Nomenreferenten dazu be-<br />

nutzen, um Instanzen von Genuskategorien im Input zu identifizieren, und dann das Genus von<br />

Nomina mit unbelebten Referenten durch distributionelles Lernen erschließen. Wenn diese<br />

Hypothese zuträfe, sollte der Genuserwerb <strong>zum</strong> einen unabhängig vom Erwerb anderer<br />

Distinktionen sein; <strong>zum</strong> anderen sollten Genusdistinktionen zuerst bei Nomina mit belebten<br />

Referenten zu beobachten sein, und bei Nomina mit unbelebten Referenten sollten anfangs<br />

relativ viele Genusfehler auftreten (vgl. Pinker 1984:172f.). Wie ich bereits in Kapitel II.3.6<br />

erläutert habe, läßt sich diese Hypothese aber nicht bestätigen (vgl. u.a. MacWhinney 1978,<br />

Maratsos/Chalkey 1980, Mills 1986, Müller 2000 sowie Levy 1983).<br />

Der vorgeschlagene Bootstrappingmechanismus für Genusmerkmale erklärt nicht nur die<br />

Befunde in (i) bis (iii), die sich in rein distributionsbasierten oder semantisch basierten Ansätzen<br />

nur mit Zusatzannahmen erfassen ließen. Aus der Arbeitshypothese O-I ergibt sich auch eine<br />

einheitliche Erklärung für die Befunde (iii) und (iv) - insbesondere für die eher überraschende<br />

Generalisierung, daß der Erwerb von Pluralendungen an Nomina im Hebräischen eine Voraus-<br />

setzung für die Produktion von zielsprachlichen Kongruenzmarkierungen an Adjektiven und<br />

Verben zu sein scheint.<br />

Wie in Kapitel III.3.2 erläutert, ergibt sich aus Arbeitshypothese O-I nämlich die Vorher-<br />

sage, daß Genusdistinktionen an hebräischen Adjektiven und Verben erst dann erworben wer-<br />

den können, wenn die Numerusdistinktionen an Nomina etabliert und davon ausgehend

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