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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 406<br />

Wenn diese Analyse zutrifft, sollten sich Übergeneralisierungen der Pluralmarkierung -s v.a.<br />

bei Kindern finden, die bereits über die Dat.Pl.-Markierung -n verfügen. Bei Kindern, die das<br />

Dat.Pl.-Affix -n noch nicht erworben haben, sollte man hingegen primär -n-Übergeneralisie-<br />

rungen beobachten. Diese Vorhersagen konnten auf der Basis der vorliegenden Daten bestä-<br />

tigt werden. Die Annahme von Entwicklungsdissoziationen und variablen Reihenfolgen bei der<br />

Instantiierung von Merkmalen sowie die Unterscheidung zwischen Input- und Outputspezifika-<br />

tionen ermöglichen somit eine Erklärung für die viel diskutierte Beobachtung, daß sich in<br />

Korpora zur deutschen Kindersprache sowohl systematische -n-Übergeneralisierungen als<br />

auch systematische -s-Übergeneralisierungen beobachten lassen (vgl. u.a. Köpcke 1987,<br />

Schaner-Wolles 1988, Clahsen/Rothweiler/Woest 1990, Wegener 1992, Bartke 1998,<br />

Clahsen 1999, Behrens 2002). Zugleich ergeben sich aus dieser Erklärung explizite Vorher-<br />

sagen <strong>zum</strong> zeitlichen Verlauf des Pluralerwerbs, die durch weitere Korpus- und Elizitations-<br />

studien überprüft werden sollten, da die Frequenz von Dat.Pl.-Markierungen in Spontan-<br />

sprachkorpora relativ gering ist.<br />

Wenn die Idee des merkmalsbasierten Strukturaufbaus zutrifft, sollten Kinder nicht nur die<br />

einzelnen grammatischen Merkmale prinzipiell unabhängig voneinander instantiieren und in<br />

Lexikoneinträge integrieren. Der Arbeitshypothese E-V zufolge sollten sie dabei auch zuerst<br />

Lexikoneinträge für flektierte Vollformen und erst später dekomponierte Einträge für Stämme<br />

und Affixe schaffen. Dadurch sollte das Auftreten von morphologischen Markierungen anfangs<br />

auf diejenigen lexikalischen Elemente beschränkt sein, für die entsprechende Vollformeinträge<br />

vorliegen. Lexikalische Beschränkungen, wie sie für nominale Pluralmarkierungen beobachtet<br />

wurden (vgl. vii), werden also explizit vorhergesagt, wenn man von der Idee des merkmals-<br />

basierten Strukturaufbaus ausgeht.<br />

Insgesamt betrachtet lassen sich die beim Übergang zu zielsprachlichen Strukturen beob-<br />

achteten Entwicklungsdissoziationen, -reihenfolgen und -zusammenhänge somit ohne weitere<br />

Zusatzannahmen erfassen, wenn man von einem unabhängigen Aufbau von Lexikoneinträgen,<br />

einer prinzipiell unabhängigen Instantiierung von Merkmalen sowie von der Unterscheidung<br />

zwischen Vollformeinträgen und dekomponierten Repräsentationen für Stämme und Affixe<br />

ausgeht (vgl. die Arbeitshypothesen E-III bis E-V).

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