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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 405<br />

Dann könnte es vorkommen, daß ein Kind vorübergehend nur über einen statt über zwei<br />

Lexikoneinträge für die betreffende morphologische Markierung verfügt. Dies ist den Analysen<br />

in Kapitel III.3.2.2 zufolge z.B. bei Numerus- und Kasusmarkierungen an deutschen Nomina<br />

der Fall: Das Pluralaffix -(e)n ist in der Erwachsenensprache auf bestimmte Nomenklassen<br />

beschränkt (deren exakte Definition für die Diskussion zu Erwerbsreihenfolgen für Kasus- und<br />

Numerusmarkierungen nicht relevant ist). Zugleich tritt -n bei Nomina, die ihren Plural nicht auf<br />

-s oder -n bilden, in Dat.Pl.-Kontexten auf (z.B. Hühn-er-n). Diese Distribution von -n<br />

könnte man durch zwei verschiedene Lexikoneinträge erfassen: (i) einen Eintrag ohne Kasus-<br />

spezifikation, der eine Inputbedingung aufweist, durch die sich die Beschränkung auf die ent-<br />

sprechenden Nomenklassen erfassen läßt, und (ii) einen Eintrag mit der Outputspezifikation<br />

[+hr,+lr] und der Inputspezifikation [+PL]. Ein spracherwerbendes Kind müßte daher nicht<br />

nur eine [+PL]-Spezifikation vornehmen, sondern auch die Inputbedingungen bzw. die Dativ-<br />

spezifikation erkennen, um die beiden Markierungen zu unterscheiden und die nicht-dativische<br />

-n-Markierung auf die entsprechenden Nomenklassen einzuschränken.<br />

Daher sollten sich Probleme ergeben, wenn Kasusmerkmale - wie im Deutschen - nach<br />

Numerusmerkmalen instantiiert werden: Ein Kind könnte dann nämlich zunächst nur feststellen,<br />

daß das Affix -n bei Nomina ausschließlich in Pluralkontexten vorkommt, und einen Lexikon-<br />

eintrag für dieses Affix schaffen, der lediglich eine [+PL]-Spezifikation enthält. Dementspre-<br />

chend sollte es zwar Nomina, die einen -n-Plural aufweisen, korrekt markieren; es sollte das<br />

Affix -n aber auf Nomina übergeneralisieren, die ihren Plural nicht auf -n bilden. Solche Über-<br />

generalisierungen könnten erst dann überwunden werden, wenn das Kind angesichts von<br />

Kontrasten wie Hühn-er vs. Hühn-er-n oder Hähn-e vs. Hähn-e-n erkennt, daß -n in<br />

Dat.Pl.-Kontexten überhaupt keine Pluralmarkierung ist, sondern eine Dativmarkierung, die<br />

nur in Pluralkontexten auftritt. Dann kann das Kind nämlich einen entsprechenden Lexikon-<br />

eintrag für die Dativmarkierung in Pluralkontexten schaffen. Zugleich sollte es in der Lage sein<br />

zu erkennen, daß die Anwendung der Pluralmarkierung -n in nicht-dativischen Kontexten auf<br />

bestimmte Nomenklassen eingeschränkt ist, und die entsprechenden Inputbedingungen im Ein-<br />

trag für die Pluralmarkierung -n vornehmen. Dies sollte zu einer Einschränkung der Plural-<br />

markierung -n führen. Zugleich könnte es jetzt zu Übergeneralisierungen der Pluralmarkierung<br />

-s kommen, die im Gegensatz zu -n nicht auf bestimmte Nomenklassen eingeschränkt ist.

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