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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 404<br />

werden weder von der Hypothese der vollständigen Kompetenz noch von kategorienbasierten<br />

Strukturaufbauansätzen vorhergesagt. Wenn alle nominalen grammatischen Merkmale bereits<br />

in der frühen Zwei-Wort-Phase realisiert werden könnten (Bohnacker 1997, Hoekstra/<br />

Hyams/Becker 1997, Hyams 1999, Abu-Akel/Bailey 2000), oder zu einem bestimmten Zeit-<br />

punkt durch Reifungsprozesse verfügbar würden (Radford 1990), sollten nämlich alle mor-<br />

phologischen Distinktionen <strong>zum</strong> selben Zeitpunkt beobachtet werden können.<br />

Im Rahmen eines Reifungsansatzes könnte man zwar einen Reifungsplan für die verschiede-<br />

nen Merkmale annehmen; dann würde man aber erwarten, daß die verschiedenen Distink-<br />

tionen sich stets in einer bestimmten, zielsprachunabhängigen Reihenfolge zeigen. Das scheint<br />

aber nicht der Fall zu sein: Erstens zeigen die Befunde in (ii) und (iii), daß bestimmte Distink-<br />

tionen - z.B. Person- und Numerusdistinktionen - entweder parallel oder sukzessive etabliert<br />

werden können. Zweitens sprechen die Befunde in (iv) und (v) dafür, daß selbst Sprachen, die<br />

über dieselben Distinktionen verfügen, sich in der Reihenfolge unterscheiden können, in der<br />

diese Distinktionen erworben werden.<br />

Wenn man die Idee des merkmalsbasierten Strukturaufbaus zugrunde legt, sind solche Ent-<br />

wicklungsdissoziationen und variable Erwerbsreihenfolgen der zu erwartende "Normalfall".<br />

Dann sollten die einzelnen nominalen grammatischen Merkmale nämlich prinzipiell unabhängig<br />

voneinander instantiiert und in entsprechende Lexikoneinträge integriert werden können (vgl.<br />

Arbeitshypothese E-II sowie E-III). Beschränkungen für Erwerbsreihenfolgen sollten sich<br />

allein aus Implikationsbeziehungen zwischen Merkmalsinstantiierungsprozessen und der<br />

Zugänglichkeit der jeweiligen Inputdaten ergeben (vgl. die folgende Diskussion <strong>zum</strong> Ordnungs-<br />

problem).<br />

<strong>Eine</strong> solche Variabilität von Erwerbsreihenfolgen sollte allerdings zu Problemen im Erwerb<br />

führen können. Erstens könnte ein Merkmal M1 später instantiiert werden als ein Merkmal M2,<br />

obwohl M1 in der Zielsprache als Inputbedingung für Lexikoneinträge mit der Outputspezifika-<br />

tion M2 fungiert. Dieser Fall liegt bei den hebräischen Pluralmarkierungen vor, die eine Genus-<br />

spezifikation als Inputbedingung aufweisen, die später erworben wird als die Markierungen<br />

selbst und ihre Pluralspezifikation (vgl. Kapitel III.3.2.2 sowie die folgende Diskussion <strong>zum</strong><br />

Ordnungsproblem beim Genuserwerb).<br />

Zweitens kann der Fall eintreten, daß ein Merkmal, das zwei homophone Lexikoneinträge<br />

für morphologische Markierungen voneinander unterscheidet, relativ spät instantiiert wird.

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