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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 403<br />

logischer Kontraste somit dafür, daß in der frühen Zwei-Wort-Phase noch keine zielsprach-<br />

lichen morpho-syntaktischen Repräsentationen von Nominalphrasen vorliegen. Darüber hinaus<br />

konnte durch Analysen des Entwicklungsverlaufs gezeigt werden, daß die Analysen, die zur<br />

Unterstützung der Hypothese der vollständigen Kompetenz vorgelegt wurden, auf Daten aus<br />

relativ späten Erwerbsphasen beruhen oder unanalysierte Strukturen involvieren.<br />

ad (ii) Der Übergang zur Zielsprache<br />

Auch wenn man angesichts der diskutierten Befund für eine Strukturaufbauanalyse des Nomi-<br />

nalphrasenerwerbs plädiert, muß man noch erklären, wie sich der Übergang zu zielsprach-<br />

lichen Repräsentationen vollzieht. Die folgenden Befunde können hierzu einen Beitrag leisten:<br />

(i) In den untersuchten Korpora zur deutschen Kindersprache sowie in <strong>Untersuchung</strong>en zur<br />

griechischen und finnischen Kindersprache konnte eine schrittweise Erweiterung des Inventars<br />

von D-Elementformen, Personalpronomina bzw. kasusmarkierten Nomenformen<br />

beobachtet werden (Clahsen/Eisenbeiß/Vainikka 1994, Stephany 1997, Toivainen 1980,<br />

1997).<br />

(ii) Sowohl bei den Analysen der deutschen Korpora als auch in vorliegenden Studien <strong>zum</strong><br />

Erwerb des Deutschen, Englischen, Französischen und Niederländischen konnte eine<br />

Phase dokumentiert werden, in der sich zwar Persondistinktionen, aber noch keine<br />

Numerus-, Kasus- oder Genusdistinktionen beobachten ließen (Mills 1985, Brown 1973,<br />

deHouwer/Gillis 1998, Ricard/Girouard/Decarie 1999).<br />

(iii) Beim Erwerb des Hebräischen und Griechischen gehören Persondistinktionen zu den<br />

ersten Distinktionen, die vorgenommen werden; ihr Erwerb erfolgt aber z.T. parallel <strong>zum</strong><br />

Erwerb von anderen Distinktionen (Berman 1985, Stephany 1997).<br />

(iv) Beim Erwerb des Deutschen zeigen sich Numerusdistinktionen an Nomina vor Kasusmarkierungen<br />

an Nomina (vgl. die Korpusanalysen sowie Mills 1985, Indefrey 2002).<br />

(v) Beim Erwerb der griechischen Nomenflexion geht der Kasuserwerb dem Pluralerwerb<br />

voraus (Christofidou 1998, Marinis 2002b).<br />

(vi) Bei den Korpusanalysen <strong>zum</strong> Deutschen ergab sich ein Zusammenhang zwischen dem<br />

Erwerb von zielsprachlichen Numerus- und Kasusmarkierungen an Nomina: Übergeneralisierungen<br />

der Pluralmarkierung -s finden sich nur bei Kindern, die bereits über die<br />

Dat.Pl.-Markierung -n verfügen. Bei Kindern, die das Dat.Pl.-Affix -n noch nicht erworben<br />

haben, finden sich -n-Übergeneralisierungen.<br />

(vii) In den Korpusanalysen <strong>zum</strong> Deutschen sowie in der <strong>Untersuchung</strong> von Peters und Menn<br />

(1993) <strong>zum</strong> Englischen zeigten sich anfängliche lexikalische Beschränkungen für Pluralmarkierungen<br />

an Nomina.<br />

Die Befunde in (i) bis (v) liefern Evidenz für Entwicklungsdissoziationen beim Aufbau von<br />

Lexikoneinträgen für Flexionselemente sowie bei der Instantiierung von grammatischen Merk-<br />

malen und ihrer Integration in lexikalische Repräsentationen. Diese Entwicklungsdissoziationen

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