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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 402<br />

unanalysierte Strukturen involvieren. So wurde beispielsweise in Kapitel III.3.1.2 gezeigt, daß<br />

die Daten von Andreas, für die Schütze (1996) eine kontrastive Verwendung von Nominativ-<br />

und Akkusativformen nachgewiesen hat, überhaupt nicht aus der frühesten Phase der Gram-<br />

matikentwicklung stammen, auf die sich die Hypothese der vollständigen Kompetenz bezieht:<br />

Erstens liegt der MLU-Wert von Andreas mit 2,44 deutlich über den Werten, die für die frühe<br />

Zwei-Wort-Phase charakteristisch sind. Zweitens verhält sich Andreas den Analysen aus<br />

Kapitel III.2 zufolge in bezug auf die Distribution von D-Elementen ebenso wie Annelie,<br />

Hannah, Leonie und Mathias in Phase III, d.h. in den Aufnahmen kurz nach dem vorüber-<br />

gehenden Einschnitt bei der Rate overter D-Elemente. Damit sind auch die Befunde zur<br />

Flexion im Andreas-Korpus vereinbar: Es zeigen sich zwar bereits erste morphologische<br />

Distinktionen - z.B. zwischen Nominativ- und Akkusativformen - aber noch kein zielsprach-<br />

liches Nominalflexionssystem - insbesondere keine systematische Unterscheidung zwischen<br />

Akkusativ- und Dativformen.<br />

Für die Annahme, daß die Befunde, die zur Unterstützung der Hypothese der vollständigen<br />

Kompetenz vorgebracht wurden, z.T. auf formelhaften Strukturen beruhen, sprechen die U-<br />

Kurven, die für die Korrektheits- bzw. Realisierungsraten nominaler Elemente beobachtet<br />

wurden. Diese deuten nämlich darauf hin, daß Kinder anfangs unanalysierte Strukturen mit<br />

Pseudo-Determinierern, Pseudo-Pronomina und unanalysierten Flexionsformen von Nomina<br />

benutzen, diese unanalysierten Strukturen nach einer gewissen Zeit aber reanalysieren. Dann<br />

sollten sie nämlich vorübergehend alle bislang unanalysierten Flexionselemente entweder aus-<br />

lassen, phonetisch reduzieren oder übergeneralisieren, bis sie die entsprechende zielsprachliche<br />

Repräsentation erworben haben.<br />

U-Kurven sollten hingegen nicht auftreten, wenn Kinder bereits zu Beginn der gramma-<br />

tischen Entwicklung über zielsprachliche morphologische Repräsentationen verfügen und sämt-<br />

liche Abweichungen von der Zielsprache rein prosodisch bedingt sind (Gerken 1996, Crisma/<br />

Tomasutti 2000). In diesem Fall wären anfängliche Auslassungen von unbetonten Flexiven<br />

oder phonetische Reduktionen von Flexionsformen zu erwarten (z.B. *ich sehe ein/dies/de<br />

Hahn); alle overten Flexive sollten aber von Anfang an zielsprachlich sein und der Anteil dieser<br />

zielsprachlichen Formen sollte im Entwicklungsverlauf allmählich ansteigen.<br />

Zusammengenommen sprechen die beobachteten Auslassungen, Reduktionen und nicht-<br />

zielsprachlichen Verwendungen von Flexionsformen sowie das anfängliche Fehlen morpho-

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