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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 392<br />

(Dat.Fem.Sg. -r statt Dat.Mask.Sg. -m). Eindeutige Nominativübergeneralisierungen wie mit<br />

du/ich sind nicht belegt.<br />

(97) (a) der geht auf der stuhl (N.N. 3;0)<br />

(b) das ist der schornstein von mein brauner baukasten (N.N. 4;7)<br />

Bei Präpositionen, die sowohl mit dem Akkusativ als auch mit dem Dativ auftreten können,<br />

sind Mills (1985:192) zufolge ebenfalls Akkusativübergeneralisierungen, aber keine Dativ-<br />

übergeneralisierungen zu beobachten.<br />

Zusammengenommen unterstützen diese Befunde somit nicht die Annahme, daß der Akku-<br />

sativ bei Präpositionen ein lexikalischer Kasus ist (Bierwisch 1988). Die systematischen Akku-<br />

sativübergeneralisierungen sprechen dafür, daß der Akkusativ der Defaultkasus für niedrigere<br />

Argumente ist und daher so lange übergeneralisiert wird, bis die lexemspezifischen Kasus-<br />

zuweisungseigenschaften des betreffenden Verbs oder der betreffenden Präposition verfügbar<br />

sind.<br />

Insgesamt betrachtet ließen sich somit in den vorliegenden Studien <strong>zum</strong> Deutschen keine<br />

systematischen Untergeneralisierungen von Kasusmarkierungen auf Argumente mit bestimmten<br />

Θ-Rollen oder syntaktischen Funktionen nachweisen. Lediglich das Auftreten von zwei Nomi-<br />

nativmarkierungen in prädikativen Strukturen schien Kindern Probleme zu bereiten und zu<br />

Akkusativübergeneralisierungen auf eines der beiden Argumente zu führen.<br />

Außerdem waren die Fehlerraten bei Nominativmarkierungen an Subjekten, bei Akkusativ-<br />

markierungen an Verb- bzw. Präpositionskomplementen sowie bei indirekten Dativobjekten<br />

sehr niedrig, wenn konfundierende morphologische Faktoren und elliptische Äußerungen aus-<br />

geschlossen wurden. Zugleich ließen sich systematische Übergeneralisierungen von Nominativ-<br />

und Akkusativmarkierungen auf Argumente mit Dativmarkierungen beobachten. Hierbei schien<br />

das zu beobachtende Übergeneralisierungsmuster von der relativen hierarchischen Position des<br />

betreffenden Arguments in der semantischen Repräsentation abzuhängen: Bei höheren Argu-<br />

menten zweistelliger Verben sowie beim einzigen Argument intransitiver Verben fanden sich<br />

übergeneralisierte Nominativformen; bei niedrigeren Argumenten von Verben und Präposi-<br />

tionen traten hingegen Akkusativmarkierungen auf.

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