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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 387<br />

Erwerbsstudien <strong>zum</strong> Deutschen, daß die untersuchten Kinder Akkusativmarkierungen nicht auf<br />

Nominativkontexte übergeneralisieren (vgl. z.B. Clahsen 1984, Tracy 1986, Clahsen/Eisen-<br />

beiß/Vainikka 1994, Schütze 1996, 1997).<br />

In einigen <strong>Untersuchung</strong>en wurden aber vereinzelte Akkusativübergeneralisierungen auf<br />

Nominativkontexte dokumentiert. Dabei handelt es sich bei den mir vorliegenden Beispielen<br />

ausnahmslos um Äußerungen mit Verben, die zwei Nominativargumente erlauben. So produ-<br />

ziert z.B. das von Leopold (1949:844) untersuchte Kind Hildegard, das Englisch und Deutsch<br />

parallel erwirbt, im Alter von 5;1 mehrere Übergeneralisierungen in Äußerungen mit den Ver-<br />

ben sein und klingeln (= klingen) (vgl. (86)), und Parodi (1990b:183) zitiert ein Beispiel für<br />

eine Akkusativübergeneralisierung bei sein (vgl. (87)):<br />

(86) (a) denAKK (korr.: dasNOM) buch ist auch da (Hildegard 5;1)<br />

(b) dies ist denAKK (korr.: die NOM) tür (Hildegard 5;1)<br />

(c) denAKK (korr.: die NOM) uhr klingelt wie Bratfisch-Bratfisch (Hildegard 5;1)<br />

(d) wo ist denAKK (korr.: derNOM) ball (Hildegard 5;1)<br />

(87) is denAKK (korr.: derNOM) (mo-moto)rrad paputt (Chr. 3;0)<br />

Diese Übergeneralisierungen lassen sich auf die Annahme zurückzuführen, daß zwei DP-<br />

Argumente desselben Verbs stets unterschiedliche relative Positionen in der Argumenthierar-<br />

chie einnehmen und dementsprechend unterschiedliche morphologische Markierungen tragen<br />

sollten. Wie in Kapitel III.3.4.1 diskutiert, ergibt sich aus dieser Annahme nämlich die Vorher-<br />

sage, daß Kinder in solchen Fällen das Defaultmarkierungsmuster ihrer Zielsprache über-<br />

generalisieren - d.h. im Deutschen das Nominativ/Akkusativmuster.<br />

Nominativübergeneralisierungen auf direkte Akkusativobjekte wurden selbst nach dem<br />

Auftreten von Kontrasten zwischen Nominativ- und Akkusativmarkierungen noch häufig<br />

beobachtet (Clahsen 1984, Mills 1985, Tracy 1986, Eisenbeiß 1991, Clahsen/Eisenbeiß/<br />

Vainikka 1994, Schütze 1996, 1997). Dies ist unerwartet, wenn der Akkusativ mit seiner<br />

[+hr]-Spezifikation der Defaultkasus für direkte Objekte ist. Dann sollte er dem Spezifizitäts-<br />

prinzip gemäß nämlich stets Vorrang vor dem unterspezifizierten Nominativ haben. <strong>Eine</strong><br />

genauere Betrachtung der vorliegenden Befunde zeigt aber, daß es sich bei den Belegen für<br />

Nominativübergeneralisierungen, die in den entsprechenden Studien angegeben wurden, über-<br />

wiegend um unflektierte [+EIN]-Elemente in Akk. Mask.Sg.-Kontexten handelte; vgl. u.a. die<br />

Beispiele von Clahsen (1984:9):

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