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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 383<br />

beschränkungen für Ergativmarkierungen vor, die sich durch entsprechende Inputbedingungen<br />

erfassen lassen.<br />

Beim Erwerb des Kasussystems im Kaluli müssen Kinder dementsprechend <strong>zum</strong> einen die<br />

Position, <strong>zum</strong> anderen den Typ der Nominalphrasen berücksichtigen, an dem diese Markie-<br />

rungen auftreten. Darüber hinaus müssen sie die Lernbarkeitsprobleme bewältigen, die sich<br />

daraus ergeben, daß das Kaluli eine [+pro-drop]-Sprache ist, d.h. Auslassungen von Argu-<br />

menten erlaubt.<br />

Schieffelin (1985) hat den Erwerb von Kasusmarkierungen im Kaluli anhand von drei<br />

Längsschnittkorpora von Kindern im Alter von zwei bis drei Jahren untersucht. Schieffelins<br />

Angaben zufolge begannen diese Kinder im Alter von 25 bis 28 Monaten kasusmarkierte<br />

Nominalphrasen zu produzieren. Dabei wurden Ergativmarkierungen anfangs z.T. ausgelassen<br />

oder durch Absolutivmarkierungen ersetzt. Solche Untergeneralisierungen von Ergativmarkie-<br />

rungen waren Schieffelin (1985:561ff.) zufolge insbesondere bei den Verben sama 'sagen' und<br />

e(len)gab '(so) tun' zu beobachten. Slobin (1985:1176) interpretiert dies als Evidenz für die<br />

von ihm und Pinker (1984) vertretene Annahme, daß Kasusmarkierungen anfangs auf Argu-<br />

mente prototypischer Handlungsverben beschränkt sind.<br />

Schieffelin (1985:562f.) selbst gibt aber an, daß die Verben, bei denen Ergativmarkierun-<br />

gen systematisch fehlen, im Input meistens ohne Objekt vorkommen. Außerdem berichtet<br />

Schieffelin (1985:543), daß die untersuchten Kinder im Alter von 30 Monaten die obligatori-<br />

schen Ergativmarkierungen in Äußerungen mit overtem Objekt immer verwenden, während<br />

diese Markierungen in Sätzen ohne Objekt-DP häufig fehlen. D.h., Kinder lassen Ergativ-<br />

markierungen am Subjekt aus, wenn die entsprechenden Verben im Input nicht mit einem<br />

Objekt kombiniert werden bzw. wenn sie selbst diese Verben nicht zusammen mit einem<br />

Objekt verwenden.<br />

Diese Beobachtung ließe sich durch die Annahme erklären, daß Kinder manche Verben<br />

angesichts des Fehlens von Objekten im Input fälschlicherweise als intransitive Verben analy-<br />

sieren und dann auch so gebrauchen - nämlich ohne Objekt und mit einer Absolutivmarkie-<br />

rung. Diese Erklärung ist meiner Auffassung nach der Annahme von thematisch bedingten<br />

Beschränkungen beim Erwerb von Kasusmarkierungen vorzuziehen. Sie erfaßt nämlich nicht<br />

nur die beobachteten Untergeneralisierungen bei bestimmten Verben; sie erklärt auch, warum

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