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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 382<br />

ad (i) Der Erwerb des Russischen<br />

Slobin (1985:1176) berichtet, daß Akkusativmarkierungen in den Tagebuchdaten von<br />

Gvozdevs Sohn Zhenya anfangs auf PATIENS-Argumente von prototypischen Handlungs-<br />

verben wie geben, tragen oder werfen beschränkt sind. Diese Befunde konnten aber meines<br />

Wissens bislang nicht durch quantitative <strong>Untersuchung</strong>en repliziert werden. Voeikova und<br />

Savickiene (2001) dokumentieren in ihrer Längsschnittstudie <strong>zum</strong> Erwerb des Russischen und<br />

Litauischen zwar eine anfängliche Phase, in der die beiden von ihnen untersuchten Kinder aus-<br />

schließlich Nominativformen verwenden; sie beobachten aber keine systematischen Unter-<br />

generalisierungen von Kasusmarkierungen auf Argumente mit bestimmten Θ-Rollen oder syn-<br />

taktischen Funktionen. Vielmehr betonen sie sogar ausdrücklich, daß die untersuchten Kinder<br />

kaum Fehler bei der Produktion von Kasusmarkierungen machten und daß das Auftreten der<br />

ersten Akkusativmarkierungen gleichzeitig bei verschiedenen Stämmen und in verschiedenen<br />

Kontexten erfolgte (Voeikova/Savickiene 2001:178).<br />

<strong>Eine</strong>n relativ geringen Anteil von Kasusfehlern fand auch Babyonyshev (1993) in ihrer Ana-<br />

lyse der Längschnittdaten der russischen Kinder Andrei (2;1-2;7) und Peter (1;6-2;0), die ich<br />

in Kapitel III.3.2.2 bereits ausführlicher diskutiert habe: Ihr zufolge produzieren die beiden<br />

Kinder Nominativmarkierungen in 99,5% aller 600 obligatorischen Kontexte und Akkusativ-<br />

markierungen bei 90% aller 30 direkten Objekte, die eine solche Markierung erforderten.<br />

ad (ii) Der Erwerb des Kaluli<br />

Im Kaluli, einer [+pro-drop]-Sprache, die durch ein akkusativisches Verbkongruenzsystem<br />

und ein ergativisches Kasussystem gekennzeichnet ist, sind Ergativmarkierungen obligatorisch,<br />

wenn das PATIENS dem AGENS vorangeht. In Sätzen mit der unmarkierten Abfolge<br />

"AGENS < PATIENS" finden sich hingegen meist keine Ergativmarkierungen. Diese sind nur<br />

dann zu beobachten, wenn zwischen AGENS- und PATIENS-Nomina keine klare Belebt-<br />

heitsunterschiede vorliegen, z.B. wenn es sich bei beiden Argumenten um Eigennamen oder<br />

Verwandtschaftsbezeichnungen handelt. In allen anderen Kontexten treten Absolutiv-<br />

markierungen auf. D.h., es liegen sowohl positionale als auch kategoriale Distributions-

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