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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 380<br />

Die Dativmarkierung bei psychologischen Verben (z.B. schmecken) oder bei Verben des<br />

Besitzes (z.B. gehören) kann man hingegen auf eine lexikalische [+hr]-Spezifikation zurück-<br />

führen, die dafür sorgt, daß aus einem nominativisch markierten [-hr,+lr]-Argument ein<br />

[+hr,+lr]-Argument wird. Solange diese [+hr]-Spezifikation noch nicht erworben ist, sollten<br />

bei diesen Verben Nominativübergeneralisierungen am Dativargument zu beobachten sein.<br />

Auf den Erwerb von Kasusmarkierungen bei Präpositionen geht Pinker weder in seiner<br />

Analyse von 1984 noch in seiner späteren Analyse von 1989 ein. Zumindest für das Deutsche<br />

würde eine Übertragung der Analyse von Pinker (1984) auf präpositionale Kasusmarkierun-<br />

gen Probleme beim Kasuserwerb erwarten lassen. Pinker (1984) zufolge sollten Kinder näm-<br />

lich z.B. GOAL-Nominalphrasen im Input suchen und die Markierungen, die sie in diesen<br />

Nominalphrasen finden, dann als Dativmarkierungen analysieren. Dies würde beim Erwerb des<br />

Deutschen zu Problemen führen, wenn die Kinder nicht zwischen der Kasusmarkierung durch<br />

Verben und der Kasusmarkierung durch Präpositionen unterscheiden könnten. Im Deutschen<br />

gibt es nämlich zahlreiche Präpositionen, die sowohl Dativ als auch Akkusativkomplemente<br />

haben können, z.B. die Präposition auf. Bei diesen Präpositionen geht die Dativmarkierung<br />

stets mit der lokalen Lesart einher (auf dem Tisch); die Verwendung einer Akkusativmarkie-<br />

rung führt dagegen zu einer direktionalen Interpretation der betreffenden Präpositionalphrase<br />

(auf den Tisch). D.h., die GOAL-Lesart ist in diesem Falle mit der Akkusativmarkierung ver-<br />

bunden. Würde ein Kind nun, wie von Pinker angenommen, sämtliche Kasusmarkierungen an<br />

GOAL-Argumenten als Dativmarkierungen interpretieren, sollte es Akkusativmarkierungen in<br />

Präpositionalphrasen wie auf den Tisch als Dativmarkierungen analysieren.<br />

In dem hier zugrundegelegten Merkmalssystem sollten hingegen Komplemente von Präpo-<br />

sitionen - ebenso wie direkte Objekte von Verben - als [+hr] spezifiziert sein. Dementspre-<br />

chend sollten sie z.B. in einer Akkusativsprache per Default akkusativisch markiert sein (vgl.<br />

Stiebels 2002). Damit wären Dativmarkierungen an Präpositionen lexikalische Markierungen,<br />

und im Erwerb sollten so lange Akkusativübergeneralisierungen auftreten, bis das betreffende<br />

Kind die zielsprachliche [+lr]-Spezifikation erworben hat.<br />

Daß der Akkusativ im Deutschen der Defaultkasus für Präpositionen sein soll ist umstritten.<br />

So argumentiert z.B. Bierwisch (1988) dafür, daß der Dativ der Defaultkasus für Präposi-<br />

tionskomplemente ist, während Akkusativ- und Genitivmarkierungen in Präpositionalphrasen<br />

lexikalisch determiniert sind. Für eine solche Analyse, die Dativübergeneralisierungen erwarten

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