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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 379<br />

Strukturen wie (85a) bis (85c) würden aber keines der angenommenen Metaprinzipien<br />

verletzen.<br />

(85) (a) ???Das Mädchen gibt das Futter.<br />

(b) ??? Das Mädchen gibt das Futter hier.<br />

(c) ??? Das Mädchen gibt das Futter für die Henne.<br />

Andere Vorhersagen ergeben sich hingegen, wenn Dativmarkierungen bei verbalen Argumen-<br />

ten stets allein auf den lexemspezifischen Eigenschaften der betreffenden Verben beruhen, wie<br />

z.B. Haider (1985, 1993b), Haegeman (1991) sowie Heinz und Matiasek (1994) annehmen.<br />

Dann wären nämlich bei allen verbalen Dativargumenten Übergeneralisierungen des jeweiligen<br />

Defaultkasus zu erwarten. Dies bedeutet, daß bei Argumenten intransitiver Verben, die eine<br />

Dativmarkierung erfordern (z.B. Mir wird übel), Nominativmarkierungen zu beobachten sein<br />

sollten. Bei Verben mit dativisch markiertem Objekt sollten hingegen Akkusativmarkierungen<br />

auftreten - und zwar unabhängig davon, um welchen Typ von Dativobjekt es sich jeweils<br />

handelt.<br />

Unterschiede zwischen Verbtypen sind hingegen zu erwarten, wenn man die in Kapitel II<br />

vorgestellten Merkmalsanalysen zugrunde legt: Da Dativmarkierungen der Analyse von Joppen<br />

und Wunderlich (1995) und Wunderlich (1997) zufolge zwei Merkmalsspezifikationen auf-<br />

weisen, nämlich [+hr] und [+lr], kann man mit dieser Analyse zwei Typen von lexikalischen<br />

Dativmarkierungen unterscheiden: Die Dativmarkierung bei Objekten von Verben wie winken<br />

oder helfen läßt sich erfassen, wenn man von einer lexikalischen [+lr]-Spezifikation am<br />

niedrigeren Argument ausgeht, die aus einem akkusativisch markierten [+hr,-lr]-Argument ein<br />

dativisch markiertes [+hr,+lr]-Argument macht. Semantisch läßt sich eine solche Markierung<br />

dadurch motivieren, daß diese Verben keine einseitige Abhängigkeitsbeziehung beschreiben,<br />

sondern eine Beziehung, bei der dem Partizipanten, auf den das niedrigere Argument referiert,<br />

auch eine gewisse Kontrolle zugeschrieben wird. 82 Bei solchen Verben würde man erwarten,<br />

daß Kinder das Dativargument solange mit dem Akkusativ markieren, bis sie die lexikalische<br />

[+lr]-Spezifikation erworben haben, die der Dativmarkierung zugrunde liegt.<br />

82 <strong>Eine</strong> ausführlichere Diskussion der semantischen Motivation lexikalischer Markierungen würde den<br />

Rahmen der vorliegenden Arbeit sprengen; vgl. Joppen/Wunderlich (1995) sowie Wunderlich<br />

(1997) für entsprechende Überlegungen.

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