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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 378<br />

Darüber hinaus lassen sich aus Arbeitshypothese O-II Vorhersagen für den Erwerb von<br />

Dativmarkierungen ableiten: Arbeitshypothese O-II besagt nämlich, daß der Dativ als Default-<br />

kasus für das mittlere Argument dreiwertiger Verben fungiert - eine Annahme, die u.a. auch<br />

den Analysen von Jakobson (1936/1971), Czepluch (1988), Wegener (1990, 1991),<br />

Fanselow (1992b) und Wunderlich (1997) zugrunde liegt. Wenn diese Annahme zutrifft, soll-<br />

ten sich Dativmarkierungen an indirekten Objekten im Erwerb wie Nominativmarkierungen an<br />

Subjekten bzw. Akkusativmarkierungen an direkten Objekten verhalten, die ebenfalls Default-<br />

kasusmarkierungen sind: Sie sollten ohne weitere Probleme generalisiert werden. Zudem<br />

sollten sie - sobald die Kontraste zwischen den betreffenden Kasusformen erworben sind -<br />

nicht durch andere Markierungen ersetzt werden.<br />

Wie in den vorangegangenen Kapiteln gezeigt, besteht allerdings die Möglichkeit, daß der<br />

Erwerb von Dativmarkierungen gegenüber dem Erwerb der übrigen verbalen Kasusmarkie-<br />

rungen verzögert ist (vgl. Arbeitshypothese O-III). Außerdem hören Kinder selbst in Sprachen<br />

wie dem Deutschen, bei denen Argumente im allgemeinen overt realisiert werden, dreiwertige<br />

Verben ohne mittleres Argument (Jetzt gib doch mal!) oder mit einem morphologisch<br />

unmarkierten mittleren Argument (Gib Berta doch schon mal das Hühnerfutter!). Beim<br />

Erwerb von Sprachen mit massiver Argumentauslassung - beispielsweise beim Erwerb des<br />

Japanischen - ist dieses Problem noch ausgeprägter; vgl. die Diskussion in Kapitel IV.2.<br />

Dadurch könnte der Fall eintreten, daß Kinder bereits über dreiwertige Verben verfügen, aber<br />

noch nicht die Markierungen für das mittlere Argument erworben haben.<br />

Auch in diesem Falle sollten Kinder keine anderen Kasusmarkierungen auf das mittlere<br />

Argument übergeneralisieren. Wenn Kinder dennoch dreiwertige Verben gebrauchen, bleiben<br />

ihnen demnach nur die folgenden drei Möglichkeiten: (i) sie könnten die Anzahl der Argumente<br />

durch Argumentauslassungen reduzieren, so daß die Anzahl der zu markierenden Argumente<br />

nicht die Anzahl der entsprechenden Markierungen übersteigt (vgl. (85a)), (ii) sie könnten statt<br />

eines kasusmarkierten Arguments ein deiktisches Element zur Charakterisierung des GOALs<br />

verwenden, das keine Kasusmarkierung erfordert (vgl. (85b)), oder sie könnten einen zusätz-<br />

lichen Kasuszuweiser - z.B. eine Präposition - einführen, so daß die Kasusmarkierung des<br />

dritten Arguments gewährleistet ist (vgl. (85c)). Alle drei Optionen würden im Deutschen zwar<br />

bei den meisten dreiwertigen Verben zu nicht-zielsprachlichen oder <strong>zum</strong>indest markierten<br />

Strukturen führen, da diese Verben andere Anforderungen an ihre Argumente stellen.

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