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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 375<br />

Daher sollten Kinder Pinker (1984) zufolge Kasusmarkierungen nicht direkt auf alle Typen<br />

von Argumenten generalisieren können. Welche Art von Untergeneralisierungen zu erwarten<br />

sind, hängt davon ab, welche Strategie Kinder beim Vergleich der Kasusmarkierungen an den<br />

verschiedenen Argumenttypen verfolgen (vgl. Bowerman (1985) zur Diskussion): Bei der<br />

"transitiv→intransitiv"-Strategie lernen Kinder zunächst, die Kasusmarkierungen für Argumen-<br />

te transitiver Verben zu unterscheiden, und vergleichen diese dann mit den Kasusmarkierungen<br />

für Argumente intransitiver Verben. Dementsprechend sollten Kasusmarkierungen anfangs<br />

ausschließlich bei Argumenten transitiver Verben zu beobachten sein. Zu derselben Vorher-<br />

sage führt auch Pinkers (1984) Vorschlag, nur zwei Kasus - "Ergativ" und "Akkusativ" -<br />

anzunehmen, die Kinder anhand von Argumenten transitiver Verben erwerben und dann auf<br />

Subjekte intransitiver Verben generalisieren. Würden Kinder hingegen der "intransitiv→<br />

transitiv"-Strategie folgen, sollten sie anfangs nur Argumente intransitiver Verben morpholo-<br />

gisch markieren und erst später Markierungen an Argumenten transitiver Verben vornehmen.<br />

<strong>Eine</strong> weitere Vorhersage folgt aus der Verwendung von atomaren Θ-Rollen wie AGENS<br />

oder PATIENS. Pinkers (1984) Auffassung nach suchen Kinder nämlich anfangs nur nach<br />

Markierungen für GOAL-, AGENS-, ACTOR- und PATIENS-Argumente - und genera-<br />

lisieren diese Markierungen erst später auf Argumente mit anderen thematischen Rollen, die in<br />

der betreffenden Zielsprache auf unterschiedliche Weise realisiert werden. Dementsprechend<br />

sollten z.B. Kasusmarkierungen an LOCATION-, EXPERIENCER- oder POSSESSOR-<br />

Argumenten erst relativ spät zu beobachten sein.<br />

<strong>Eine</strong> dritte Vorhersage aus der Analyse von Pinker (1984) ergibt sich daraus, daß die in<br />

(82) dargestellten Zusammenhänge zwischen Kasusmarkierungen und Θ-Rollen, wie in Kapitel<br />

II.3.5 erläutert, nur in sog. Basissätzen zutreffen, d.h. in pragmatisch neutralen, uneingebetteten<br />

deklarativen Aktivsätzen mit minimal flektierten Hauptverben. Pinker (1984) muß daher an-<br />

nehmen, daß Kinder sich beim Kasuserwerb auf die Analyse von Basissätzen beschränken, in<br />

denen die für den Kasuserwerb erforderlichen Korrelationen gelten. Dies könnte dazu führen,<br />

daß sie sich auch bei der Produktion von Kasusmarkierungen anfangs auf Basissätze be-<br />

schränken.<br />

Pinker (1989) versucht, ohne die Annahme einer Beschränkung auf Basissätze auszu-<br />

kommen (vgl. Kapitel II.3.5). Hierzu nimmt er an, daß Kinder für Aktiv- und Passivsätze, die<br />

dasselbe Ereignis beschreiben, zwar dieselben konzeptuellen Repräsentationen haben, aber

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