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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 374<br />

3.4.1 Linguistische Analysen und Vorhersagen für den Erwerb<br />

Die Arbeitshypothesen <strong>zum</strong> Bootstrappingproblem beim Kasuserwerb, die in Kapitel II.3.5<br />

und II.4 diskutiert wurden, beruhen auf der Annahme von Pinker (1984, 1989), daß Bezie-<br />

hungen zwischen konzeptuellen und morpho-syntaktischen Repräsentationen eine zentrale<br />

Rolle beim Einstieg in das zielsprachliche grammatische System spielen. In Kapitel II habe ich<br />

jedoch zu zeigen versucht, daß man zur Erklärung des Kasuserwerbs nicht - wie Pinker dies<br />

tut - angeborene explizite Verbindungen zwischen Konzepten und grammatischen Kategorien<br />

oder angeborene Abbildungs- und Kasusmarkierungsregeln postulieren muß. Dabei habe ich<br />

zugleich die konzeptuellen Vorzüge eines merkmalsbasierten minimalistischen Ansatzes erläu-<br />

tert, der ohne solche Annahmen auskommt. Aus diesen Überlegungen folgt aber noch nicht,<br />

daß der als Alternative vorgeschlagene merkmalsbasierte minimalistische Ansatz auch den<br />

Erwerbsbefunden besser gerecht wird als ein kategorienbasierter Ansatz. Daher werde ich im<br />

folgenden kurz die verschiedenen Ansätze und ihre Erwerbsvorhersagen vergleichen, um sie<br />

dann empirisch zu überprüfen.<br />

Wie in Kapitel II.3.5 erläutert, beruht die Analyse von Pinker (1984) auf der Annahme,<br />

daß Kinder die Θ-Rollen der Nominalphrasen in ihrem Input ermitteln, und die Kasusmarkie-<br />

rungen dieser Nominalphrasen dann mit Hilfe der folgenden Korrelationen zwischen Kasus-<br />

kategorien und Θ-Rollen identifizieren:<br />

(82) (a) AGENS einer transitiven Handlung NOMINATIV/ERGATIV<br />

(b) PATIENS einer transitiven Handlung AKKUSATIV/ABSOLUTIV<br />

(c) ACTOR einer intransitiven Handlung NOMINATIV/ABSOLUTIV<br />

(d) GOAL, BENEFIZIENS DATIV<br />

So können sie z.B. bei einer AGENS-Nominalphrase im Input davon ausgehen, daß es sich<br />

bei der entsprechenden Markierung um eine Nominativmarkierung oder um eine Absolutiv-<br />

markierung handelt. Um zwischen diesen beiden Alternativen zu entscheiden, müssen sie aller-<br />

dings noch die Kasusmarkierungen an AGENS-, PATIENS- und ACTOR-Argumenten mit-<br />

einander vergleichen. Nur so können sie nämlich feststellen, ob ihre Zielsprache ein Akkusativ-<br />

system aufweist (ACTOR = AGENS), oder aber ein Ergativsystem (ACTOR = PATIENS).<br />

Somit involviert der Erwerbsprozeß in Pinkers Analyse neben dem eigentlichen Bootstrapping-<br />

prozeß zusätzliche Vergleiche von Kasusmarkierungen an Argumenten transitiver und intransi-<br />

tiver Verben.

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