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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 373<br />

(81) (a) da is(t) er streichhölzer (Andreas)<br />

(b) da is er a meiner # drunter (Andreas)<br />

(c) da is(t) er ein wasserball (Andreas)<br />

Somit finden sich in Phase I nur bei Annelie Daten, die für das Vorliegen einer Person-<br />

distinktion sprechen. Aber selbst bei ihr ist die Markierung der Dimension PERSON auf die<br />

Unterscheidung zwischen ich und du beschränkt. Bei Hannah finden sich überhaupt keine Per-<br />

sonalpronomina, Leonie produziert anfangs ausschließlich die Form du, und Mathias verwen-<br />

det zwar neben der Form ich auch die Form er, aber diese Strukturen scheinen nicht auf ziel-<br />

sprachlichen Repräsentationen zu basieren.<br />

Insgesamt betrachtet sprechen die Analysen der Korpora von Andreas, Annelie, Carsten,<br />

Hannah, Leonie, Mathias und Svenja daher erstens dafür, daß <strong>zum</strong>indest einige Kinder eine<br />

Phase ohne Personalpronomina durchlaufen können. Zweitens zeigt sich in den Daten eine zu-<br />

nehmende Ausdifferenzierung des Pronomensystems. Hierbei scheint der Erwerb von Person-<br />

distinktionen dem Erwerb der übrigen Distinktionen - insbesondere dem Erwerb von Genus-<br />

distinktionen - vorauszugehen. Außerdem haben die Analysen Evidenz für die Annahme ge-<br />

liefert, daß Dativmarkierungen nicht unabhängig von der Etablierung der Nominativ/Akkusativ-<br />

distinktion erworben werden können. Die erzielten Befunde sind somit mit den Befunden der<br />

diskutierten Studien <strong>zum</strong> Pronomenerwerb kompatibel und bestätigen die Vorhersagen, die<br />

sich aus der Idee des merkmalsbasierten Strukturaufbaus und den daraus entwickelten<br />

Arbeitshypothesen ergeben.<br />

3.4 Der Einstieg ins Kasussystem<br />

Die in den vorangegangenen Kapiteln diskutierten Befunde unterstützen zwar die Annahme<br />

eines schrittweisen, merkmalsbasierten Aufbaus des Flexionssystems, und sie geben auch Auf-<br />

schluß darüber, wie Genusmerkmale instantiiert werden; sie lassen aber für sich genommen<br />

noch keine Rückschlüsse auf die Prozesse bei der Etablierung von Kasusmerkmalen zu. Ins-<br />

besondere müssen noch die Annahmen <strong>zum</strong> Bootstrappingproblem beim Kasuserwerb und<br />

die daraus resultierenden Arbeitshypothesen empirisch überprüft werden.

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