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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 370<br />

Wie produktiv die Äußerungen mit den nicht-nominativischen Formen sind, ist jedoch schwer<br />

einzuschätzen, da es sich nur um insgesamt vier Äußerungen handelt, die noch dazu frequente<br />

Strukturen wie für dich involvieren. Außerdem benutzen sowohl Annelie als auch Leonie erst<br />

in Phase IV wieder Formen, bei denen es sich eindeutig nicht um Nominativformen<br />

handelt - und dies, obwohl Phase III bei Leonie immerhin vier Aufnahmen umfaßt. In Phase III<br />

finden sich in nicht-nominativischen Kontexten nur die Nominativ/Akkusativform es bei<br />

Annelie und die Formen mir, mich, dir und dich bei Andreas. Dabei respektiert Andreas<br />

zwar die Distinktion zwischen nominativischen und nicht-nominativischen Formen (vgl. auch<br />

Schütze 1996); er übergeneralisiert aber noch Akkusativformen auf Dativkontexte (vgl. (74a))<br />

und umgekehrt (vgl. (74b)). Dies entspricht der Beobachtung, daß Andreas auch bei D-Ele-<br />

menten noch keine Akkusativ/Dativdistinktion zeigt (vgl. Kapitel III.2.3):<br />

(74) (a) papa mich (= mir) ges(ch)enkt (Andreas)<br />

(b) laß mir hein (= rein) (Andreas)<br />

In Phase IV sind für alle Kinder, bei denen Daten aus dieser Phase vorliegen, Kontraste<br />

zwischen nominativischen und nicht-nominativischen Formen sowie zwischen Akkusativ- und<br />

Dativformen belegt. Annelie, Leonie, Mathias und Svenja produzieren allerdings noch eine<br />

Reihe von nicht-zielsprachlichen Strukturen, die darauf hinweisen, daß sie gerade erst dabei<br />

sind, das Merkmal [±lr] in Lexikoneinträge für Dativformen von Personalpronomina zu inte-<br />

grieren und Dativformen von Akkusativformen zu unterscheiden; vgl. u.a.:<br />

(75) (a) muß mir da tecken (= ich muß mich da verstecken) (Annelie 5)<br />

(b) da freß ich dich die zuckerkluntje auf (Mathias 26)<br />

Diese Kinder zeigen somit in Dativkontexten bei Pronomina dasselbe Verhalten wie bei D-<br />

Elementen (vgl. Tab.III-16). Auch die Daten <strong>zum</strong> Pronomenerwerb bestätigen somit die<br />

Arbeitshypothese O-III, der zufolge die Inputdaten für den Dativerwerb weniger gut zugäng-<br />

lich sind als die Inputdaten für den Erwerb der Nominativ/Akkusativdistinktion.<br />

Zweitens liefern die Daten aus Phase I keine Evidenz für systematische Numerusdistink-<br />

tionen: Annelie, Leonie und Mathias produzieren Singularformen, Pluralformen finden sich hin-<br />

gegen nur jeweils einmal im Annelie-Korpus und im Mathias-Korpus.

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