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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 361<br />

Die von Stephany (1997) untersuchten griechischen Kinder verwenden anfangs nur das<br />

Pronomen der 3.Ps.Sg.Neut.Nom./Akk. Dann werden die erste Persondistinktion (1.Ps. vs.<br />

3.Ps.) und die erste Numerusdistinktion (3.Ps.Sg. vs. 3.Ps.Pl.) vorgenommen. Den nächsten<br />

Schritt bilden die Etablierung der zweiten Persondistinktion (2.Ps. vs. 1.Ps. und 3.Ps.), die<br />

Markierung der Genusdistinktionen im Singular und die Etablierung der ersten Kasusdistink-<br />

tionen (Nominativ vs. Oblique bei der 1.Ps.Sg. und der 2.Ps.Sg.). Im Anschluß daran wird die<br />

Nominativ/Akkusativdistinktion bei der 3.Ps.Sg.Mask. etabliert. Erst danach sind die ersten<br />

Genusdistinktionen im Plural der 3.Ps. zu beobachten.<br />

Beim Erwerb des Hebräischen erscheinen Berman (1985:303f.) zufolge zuerst die Prono-<br />

mina der 1.Ps.Sg. und der 3.Ps.Sg.Mask. Etwas später folgt das Pronomen der 3.Ps.<br />

Sg.Fem. - und damit die erste Markierung einer Genusdistinktion. Auch später, wenn die Pro-<br />

nomina der 2.Ps. und Pluralformen von Personalpronomina auftreten, kommen aber noch zahl-<br />

reiche Übergeneralisierungen von Maskulinformen vor - v.a. in Pluralkontexten, wo Genus-<br />

distinktionen später zu beobachten sind als in Singularkontexten (Berman 1985:273). Diese<br />

Übergeneralisierungen sprechen dafür, daß das anfängliche Fehlen einer Genusopposition<br />

nicht einfach durch das Fehlen von Femininkontexten bedingt ist. Zugleich ist die Beobachtung,<br />

daß Genusdistinktionen im Hebräischen nicht unabhängig von anderen Distinktionen erworben<br />

werden, kompatibel mit den entsprechenden Befunden <strong>zum</strong> Erwerb nominaler Affixe im<br />

Hebräischen (vgl. Kapitel III.3.2.2).<br />

Zusammengenommen liefern die vorliegenden Studien <strong>zum</strong> Pronomenerwerb somit Evidenz<br />

für die Existenz einer frühen Phase ohne zielsprachliche Personalpronomina. Zugleich sprechen<br />

der beim Erwerb des Schwedischen beobachtete U-förmige Entwicklungsverlauf und die<br />

Kontexte, in denen Fehler bei der Verwendung von Pronomina auftraten, dafür, daß diese<br />

Elemente nicht auf zielsprachlichen Repräsentationen beruhen, sondern Teile unanalysierter<br />

Strukturen bzw. reine NP-Proformen sind.<br />

Darüber hinaus zeigten Analysen des Entwicklungsverlaufs, daß das Inventar von Pro-<br />

nomina anfangs noch sehr eingeschränkt ist und erst allmählich durch die schrittweise Hinzu-<br />

fügung weiterer Distinktionen erweitert wird. Dabei konnte keine feste universelle Erwerbs-<br />

reihenfolge beobachtet werden. Bestätigt werden konnten allerdings die aus den Arbeitshypo-<br />

thesen <strong>zum</strong> Ordnungsproblem und <strong>zum</strong> Bootstrappingproblem abgeleiteten Vorhersagen <strong>zum</strong><br />

relativ späten Erwerb von Dativformen und zur Abhängigkeit des Genuserwerbs von der

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