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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 359<br />

Distribution der Pronomenformen zustande kommt, ist zur Zeit zwar noch umstritten; 75 für die<br />

folgende Diskussion ist meines Erachtens aber nur wichtig, daß die nicht-nominativischen<br />

Pronomenformen, die beim Erwerb des Englischen auftreten, die Strukturaufbauhypothese<br />

weder widerlegen noch bestätigen können, da sie nicht aus der frühesten Phase der gramma-<br />

tischen Entwicklung zu stammen scheinen.<br />

Die Befunde, die zu dieser Phase vorliegen, unterstützen - wie bereits diskutiert - die<br />

Strukturaufbauhypothese. Dies gilt insbesondere für das Vorliegen einer frühen pronomen-<br />

losen Phase sowie für die Belege für nicht-zielsprachliche Pronomenverwendungen, die auf<br />

das Vorliegen formelhafter Strukturen hinweisen. Diese Befunde reichen allerdings nicht aus,<br />

um zwischen den verschiedenen Varianten der Strukturaufbauhypothese zu unterscheiden. Ins-<br />

besondere muß man die weitere Entwicklung der Pronomenverwendung untersuchen. Dabei<br />

muß man erstens feststellen, ob sich Entwicklungsdissoziationen zwischen den einzelnen Merk-<br />

malsspezifikationen feststellen lassen. Zweitens muß man ermitteln, ob eine universelle<br />

Erwerbsreihenfolge zu beobachten ist, wie man sie bei einem festen Reifungsplan erwarten<br />

würde, oder ob die Erwerbsreihenfolgen prinzipiell variabel sind und nur den Beschränkungen<br />

unterliegen, die sich aus den in Kapitel II.4 entwickelten Arbeitshypothesen <strong>zum</strong> Ordnungs-<br />

problem ergeben. Außerdem muß man die Hypothese von Hyams und Hoekstra (1995, 1996,<br />

1998) testen, daß die Abweichungen von der Zielsprache, die in der frühen Zwei-Wort-Phase<br />

zu beobachten sind, primär durch die Unterspezifikation von Numerusmerkmalen bedingt sind.<br />

Angaben über das erste Auftreten von Personalpronomina, ihre produktive Verwendung<br />

und ihre Interpretation finden sich in einer Reihe von <strong>Untersuchung</strong>en. So berichten Mills<br />

(1985), Brown (1973), deHouwer und Gillis (1998) sowie Ricard, Girouard und Decarie<br />

(1999) <strong>zum</strong> einen, daß deutsche, englische, niederländische und französische Kinder zuerst die<br />

Nom.Sg.-Formen der Personalpronomina produzieren; <strong>zum</strong> anderen geben sie an, daß diese<br />

75 So argumentieren z.B. Schütze und Wexler (1996) sowie Schütze (1997) dafür, daß Kinder, die<br />

Strukturen wie me going produzieren, bereits erkannt haben, daß die Form me im Englischen die<br />

Zitationsform ist, die in Kontexten ohne overten Kasuszuweiser vorkommen kann. Daher können<br />

diese Kinder me in Äußerungen benutzen, bei denen kein finites Verb - und damit kein Kasuszuweiser<br />

für den Subjektkasus vorliegt.<br />

Rispoli (1994, 1998, 1999, 2000) zufolge sind die beobachteten Asymmetrien in der Distribution der<br />

Pronomenformen durch die Struktur der Pronomenparadigmen bedingt. Insbesondere wird seiner<br />

Auffassung nach her häufiger für she substituiert als umgekehrt, da she eine reine Nominativform<br />

ist, während die Form her sowohl als Objektpronomen als auch als Possessivpronomen vorkommt.<br />

Dadurch kann der lexikalische Zugriff auf die Form her Rispoli zufolge leichter erfolgen als der lexikalische<br />

Zugriff auf die Form she.

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