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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 356<br />

3.3.2 Vorliegende Befunde<br />

Evidenz für eine frühe Phase ohne Personalpronomina liefern eine Reihe von Erwerbsstudien<br />

zu typologisch sehr unterschiedlichen Sprachen - vgl. z.B. Mills (1985:155, 230f.) <strong>zum</strong> Deut-<br />

schen, Stenzel (1994:172ff.) <strong>zum</strong> bilingualen Erwerb des Deutschen und Französischen, Clark<br />

(1985:708) <strong>zum</strong> Französischen, Pizzuto und Caselli (1992: 520f.) <strong>zum</strong> Italienischen,<br />

Bowerman (1973:109) <strong>zum</strong> Englischen, Berman (1985:303) <strong>zum</strong> Hebräischen, Bowerman<br />

(1973:109) <strong>zum</strong> Finnischen und Clancy (1985:451) <strong>zum</strong> Japanischen. Diese Befunde sprechen<br />

gegen Varianten der Hypothese der vollständigen Kompetenz, die von einer frühen Verfüg-<br />

barkeit zielsprachlicher morphologischer Repräsentationen ausgehen.<br />

Bohnacker (1997), die einen solchen Ansatz vertritt, versucht daher anhand der Daten des<br />

schwedischen Kindes Embla zu zeigen, daß nicht alle Kinder eine Phase ohne Personalprono-<br />

mina durchlaufen. Ihr zufolge sind 21% der Nominalphrasen, die Embla zwischen 1;8,2 und<br />

2;1,2 produziert, Pronomina. <strong>Eine</strong> Reanalyse der Daten ergibt aber, daß Embla in der ersten<br />

Aufnahme überhaupt keine Pronomina verwendet. D.h., auch in diesen Daten findet sich Evi-<br />

denz für eine frühe Phase ohne Pronomina.<br />

Außerdem sprechen die Daten von Embla dafür, daß die frühen "Pronomina", die Bohn-<br />

acker als Evidenz für die Hypothese der vollständigen Kompetenz anführt, auf formelhaften<br />

Strukturen beruhen, die erst im Verlauf der weiteren sprachlichen Entwicklung analysiert<br />

werden: Erstens zeigt sich in Emblas Daten für Pronomina eine U-förmige Entwicklungskurve.<br />

Diese Kurve zeigt denselben Verlauf wie die U-förmige Entwicklungskurve für overte D-Ele-<br />

mente, die man in Emblas Daten beobachten kann (vgl. Abb.III-2): In der zweiten bis vierten<br />

Aufnahme erreicht der Anteil overter Pronomina an der Gesamtzahl von Nominalphrasen zwar<br />

bereits Werte zwischen 11% und 17%; in den Aufnahmen 5 und 6 sinkt er aber wieder auf<br />

Werte zwischen 5% und 6%. Erst ab Aufnahme 7 steigt der Anteil von Pronomina wieder.<br />

Dabei erreicht er erst gegen Ende des <strong>Untersuchung</strong>szeitraums einen Wert von 42%, der mit<br />

dem entsprechenden Wert für Emblas erwachsene Kommunikationspartner (= 53%) ver-<br />

gleichbar ist.<br />

Zweitens markieren die Pronomina, die vor dem Einschnitt in der fünften und sechsten<br />

Aufnahme auftreten, keine Person- und Numerusdistinktionen. Bei den meisten dieser Prono-<br />

mina handelt es sich Bohnacker (1997:74) zufolge nämlich um die deiktischen Elemente den<br />

'es' und det 'das', gelegentlich kommt auch das Personalpronomen der 1.Ps.Pl. vor. Genauere

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