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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 354<br />

Bei den ersten Belegen für "Pronomina" könnte es sich auch um NP-Proformen handeln,<br />

d.h. um Formen, die für eine reine NP stehen (vgl. Radford 1990). Dann sollten diese Pro-<br />

formen keine Kasus-, Genus- und Numerusdistinktionen zeigen. Vielmehr sollten nur einzelne<br />

Pronomenformen auftreten, die nicht distinktiv verwendet werden.<br />

Weder "Personalpronomina" in formelhaften Strukturen noch reine NP-Proformen involvie-<br />

ren eine DP-Projektion und entsprechende Merkmale. Daher wäre ihr Auftreten in frühen<br />

Erwerbsphasen sowohl mit Strukturaufbauansätzen als auch mit Varianten der Hypothese der<br />

vollständigen Kompetenz vereinbar, die von einer Verzögerung der morphologischen Entwick-<br />

lung ausgehen. (vgl. z.B. Radford 1990, Clahsen/Eisenbeiß/Vainikka 1994, Müller 1994,<br />

2000 bzw. Bottari/Cipriani/Chilosi 1993, Penner/Weissenborn 1996, Lleo 2001).<br />

Dabei ergeben sich aus den einzelnen Analysen, die von morphologischer Entwicklung aus-<br />

gehen, unterschiedliche Vorhersagen für den Verlauf dieser Entwicklung: Wenn die Reifungs-<br />

hypothese zuträfe (vgl. z.B. Radford 1990), sollten die einzelnen Personalpronomina entweder<br />

alle <strong>zum</strong> gleichen Zeitpunkt oder nach einem universellen Reifungsplan erworben werden. Geht<br />

man hingegen von der Idee des merkmalsbasierten Strukturaufbaus aus, sollten Kinder die ein-<br />

zelnen Lexikoneinträge für Personalpronomina bzw. die einzelnen Merkmalsspezifikationen<br />

unabhängig voneinander erwerben können (vgl. Arbeitshypothese E-III bzw. E-IV). Somit<br />

wäre mit einer schrittweisen Ausdifferenzierung des Pronomensystems und Entwicklungsdisso-<br />

ziationen zwischen den einzelnen Pronomenformen zu rechnen.<br />

Im Verlauf dieses Ausdifferenzierungsprozesses könnten Kinder Lexikoneinträge für<br />

"Proto-Pronomina" aufbauen, die nur einen Teil der zielsprachlichen Spezifikationen aufweisen.<br />

Außerdem sollten bei Personalpronomina - ebenso wie bei D-Elementen - Dativformen nicht<br />

vor der Etablierung der Nominativ/Akkusativ- bzw. Absolutiv/Ergativdistinktion erworben<br />

werden, wenn die Inputdaten für den Dativerwerb schwerer zugänglich sind als die Inputdaten<br />

für den Erwerb der anderen Kasusmarkierungen. Dies sollte der Fall sein, wenn <strong>zum</strong> Dativ-<br />

erwerb Inputdaten mit dreiwertigen Verben erforderlich sind, die zugleich Evidenz für die<br />

Nominativ/Akkusativ- bzw. Absolutiv/Ergativdistinktion liefern, während <strong>zum</strong> Erwerb dieser<br />

Distinktionen Inputdaten mit transitiven und intransitiven Verben genügen, die ihrerseits nicht<br />

<strong>zum</strong> Dativerwerb beitragen können (vgl. Arbeitshypothese O-III). Außerdem sollten Kinder<br />

Arbeitshypothese O-I zufolge Genusdistinktionen erst dann vornehmen, wenn sie beim Aufbau<br />

von D-Elementparadigmen auf zwei Formen stoßen, die um eine Zelle konkurrieren. Dement-

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