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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Die Übertragung linguistischer Modelle auf Erwerbsdaten 21<br />

mus eine eigenständige Ebene mentaler Repräsentationen an. Von älteren mentalistischen An-<br />

sätzen unterscheidet sie sich durch die Einbeziehung experimenteller Methoden und die Erwei-<br />

terung des Gegenstandsbereichs: Sie befaßt sich nicht nur mit bewußten Vorgängen, sondern<br />

mit allen Prozessen der Aufnahme, Verarbeitung, Speicherung und Anwendung von Informa-<br />

tion. Um diesem komplexen Gegenstandsbereich gerecht zu werden, mußten neue Formen der<br />

interdisziplinären Kooperation zwischen geistes-, natur- und ingenieurwissenschaftlichen Diszi-<br />

plinen geschaffen werden (vgl. Gardner 1992).<br />

3.1 Die Standardtheorie der generativen Grammatik<br />

Als eine zentrale Teildisziplin der Kognitionswissenschaft etablierte sich bereits sehr früh die<br />

generative Grammatiktheorie (vgl. Newmeyer 1980, 1996 zu ihrer Entstehung und Weiterent-<br />

wicklung). Ihr Gegenstand ist nicht das konkrete sprachliche Verhalten, die sog. Performanz,<br />

sondern die sog. Kompetenz, d.h. die Fähigkeit eines Sprechers, im Prinzip unendlich viele<br />

Sätze seiner Muttersprache produzieren, verstehen und im Hinblick auf ihre Grammatikalität<br />

bewerten zu können. Diese Fähigkeit wird Chomsky (1965) zufolge nicht durch Reiz-<br />

Reaktions-Beziehungen erklärt, sondern durch die Annahme von komplexen Regelsystemen,<br />

die kompetente Sprecher verinnerlicht haben.<br />

Zur Erfassung dieser Regelsysteme werden in der generativen Linguistik Grammatiken<br />

erstellt. Solche Grammatiken sollen beschreibungsadäquat sein. D.h., sie sollen genau alle<br />

wohlgeformten Sätze der betreffenden Sprache generieren und jedem dieser Sätze eine struk-<br />

turelle Beschreibung zuordnen, die mit den Intuitionen eines kompetenten Sprechers überein-<br />

stimmt. Dazu sind der Standardtheorie der generativen Grammatik (Chomsky 1965)<br />

zufolge zwei Typen von Regeln erforderlich: Phrasenstrukturregeln erzeugen Repräsentationen,<br />

die die semantische Interpretation bestimmen, sog. Tiefenstrukturen. Transformationsregeln<br />

überführen diese Strukturen in Oberflächenstrukturen, indem sie Konstituenten umstellen,<br />

tilgen oder hinzufügen. Die Unterscheidung von Phrasenstruktur- und Transformationsregeln<br />

ermöglicht die Erfassung von strukturellen Ambiguitäten und Beziehungen, die in struk-<br />

turalistischen Grammatiken nicht möglich war: Strukturelle Ambiguitäten wie in (2) lassen sich<br />

auf das Vorliegen unterschiedlicher Phrasenstrukturregeln bei Sätzen mit gleicher Oberflächen-<br />

struktur zurückführen. Beziehungen zwischen Sätzen können durch Transformationen erfaßt

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