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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 347<br />

Sowohl Annelie als auch Leonie verwenden bereits vor dem vorübergehenden Einschnitt bei<br />

der Determiniererrealisierungsrate Pluralformen in Pluralkontexten. Diese Formen stehen<br />

jedoch anfangs nicht im Kontrast zu den entsprechenden Singularformen. Sie treten sogar<br />

gelegentlich in Singularkontexten auf; vgl. z.B. (59). Kontrastiv gebrauchte Formen finden sich<br />

bei beiden Kindern erst in Phase II, d.h. während des vorübergehenden Einschnitts bei der<br />

Determiniererrealisierungsrate, der auf einen Übergang von unanalysierten Strukturen zu ziel-<br />

sprachlichen Nominalphrasenrepräsentationen hindeutet (vgl. z.B. (60) und (61)).<br />

(59) (a) ein suhe (= ein Schuh) (Annelie 1)<br />

(b) guck mal suhe (= Schuhe) (Annelie 1)<br />

(60) (a) in schuh maus (= die Maus ist im Schuh) (Annelie 3)<br />

(b) und schuhe auch (Annelie 3)<br />

(61) (a) auch eine bonbon (Leonie 4)<br />

(b) kleine bonbons (Leonie 4)<br />

Bei Hannah und Mathias sind bereits in Phase I für fünf bzw. sechs Nomina kontrastiv ver-<br />

wendete Formen zu beobachten (vgl. (62)). Dabei gebraucht Mathias Pluralformen allerdings<br />

erst ab Aufnahme 12 distinktiv; vgl. (62c) und (62d):<br />

(62) (a) heile hand (Hannah 2)<br />

(b) hände (Hannah 2)<br />

(c) auto männer reintan (Mathias 12)<br />

(d) da autos rein (Mathias 12)<br />

Dies bedeutet allerdings nicht, daß die beiden Kinder bereits ab Phase I eine systematische<br />

Distinktion von Singular- und Pluralformen zeigen: Wie man in Abb.III-29 und Abb.III-31<br />

erkennen kann, finden sich bei Hannah in Phase I und II sowie bei Mathias in Phase I, II und<br />

IV Singularformen in Pluralkontexten oder Pluralformen in Singularkontexten. Es könnte also<br />

sein, daß Pluralmarkierungen anfangs noch lexikalischen Beschränkungen unterliegen, so daß<br />

Hannah und Mathias für einige Nomina bereits in Phase I einen Singular/Pluralkontrast eta-<br />

bliert haben, für andere hingegen noch nicht.<br />

Für diese Annahme spricht z.B. die Beobachtung, daß Hannah in Phase I die Singular- und<br />

Pluralformen der Wörter Auge und Vogel zielsprachlich und kontrastiv benutzt, während sie<br />

die entsprechenden Formen des Wortes Note kontextunabhängig gebraucht. Außerdem findet

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