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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Die Übertragung linguistischer Modelle auf Erwerbsdaten 20<br />

3 Die Übertragung linguistischer Modelle auf Erwerbsdaten<br />

Kritik an anti-mentalistischen Modellen wurde trotz der unbezweifelbaren Fortschritte im<br />

methodischen Bereich bereits Ende der 50er Jahre erhoben (vgl. Newmeyer 1980: 19ff.,<br />

Gardner 1992): Zum einen erwiesen sich die Forderungen des Logischen Empirismus als uner-<br />

füllbar und wurden daher durch neue Kriterien für die Wissenschaftlichkeit von Theorien<br />

ersetzt. Im Vordergrund standen dabei Forderungen nach Klarheit und Präzision, Systematizi-<br />

tät, formaler Einfachheit sowie Bestätigung durch empirische Evidenz. Zum anderen wurde die<br />

Adäquatheit behavioristischer und strukturalistischer Modelle bestritten. Während Physiologen<br />

und Psychologen darauf hinwiesen, daß komplex organisiertes Verhalten - wie z.B.<br />

Sprechen - nur mit Hilfe nicht-behavioristischer Konzepte wie Vorausplanung, interne Orga-<br />

nisation und Eigenaktivität erklärbar ist (vgl. z.B. Lashley 1951), zeigte Noam Chomsky<br />

(1957, 1959, 1965) die Inadäquatheit strukturalistischer und behavioristischer Sprach-<br />

(erwerbs)theorien.<br />

Erstens kritisierte er, daß man bei der Konstruktion strukturalistischer Grammatiken nur<br />

deskriptive Generalisierungen über sprachliches Verhalten aufstellt und weder abstrakte<br />

Repräsentationen noch Regeln für die Herstellung von Beziehungen zwischen unterschiedlichen<br />

grammatischen Strukturen annimmt. Aufgrund dieses Verzichts können strukturalistische<br />

Grammatiken nämlich weder strukturelle Ambiguitäten wie in (2) noch strukturelle Beziehun-<br />

gen zwischen Sätzen wie in (3) erfassen:<br />

(2) (a) Hühner und [Hähne mit aggressivem Verhalten] erregen Aufsehen.<br />

(b) [Hühner und Hähne] mit aggressivem Verhalten erregen Aufsehen.<br />

(3) (a) Die Hühner hassen den Hahn.<br />

(b) Der Hahn wird von den Hühnern gehaßt.<br />

Zweitens wies Chomsky nach, daß sich die Fähigkeit, Sätze von Nicht-Sätzen zu unter-<br />

scheiden und Ambiguitäten zu entdecken, nicht durch bloße Assoziationen zwischen Sätzen<br />

erklären läßt, wie man dies in behavioristischen Ansätzen tut.<br />

Der Nachweis der Inadäquatheit behavioristischer und strukturalistischer Modelle und das<br />

Scheitern des Logischen Empirismus bildeten den Ausgangspunkt für die "kognitive Wende",<br />

die Ablösung des behavioristischen Paradigmas durch die Kognitionswissenschaft (für einen<br />

Überblick vgl. u.a. Gardner 1992, Münch 1992). Diese nimmt im Gegensatz <strong>zum</strong> Behavioris-

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