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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 343<br />

Insgesamt betrachtet haben die diskutierten Studien keine Evidenz für die Vorhersagen von<br />

Varianten der Hypothese der vollständigen Kompetenz geliefert, der zufolge Kinder bereits in<br />

der frühen Zwei-Wort-Phase über zielsprachliche morphologische Repräsentationen verfügen.<br />

Es konnte nämlich eine Phase beobachtet werden, in der nominale Affixe oder Postpositionen<br />

entweder ganz fehlten, oder aber nicht kontrastiv verwendet wurden.<br />

Außerdem unterstützen die vorgelegten Befunde die Annahme, daß das System von<br />

nominalen Affixen bzw. Postpositionen schrittweise aufgebaut wird: Erstens zeigten sich beim<br />

Erwerb nominaler Affixe anfängliche lexikalische Beschränkungen, die dafür sprechen, daß<br />

Kinder im Verlauf der morphologischen Entwicklung zuerst Vollformeinträge für flektierte<br />

Formen aufbauen und erst später separate Einträge für Stämme und Affixe schaffen.<br />

Zweitens waren bei der Instantiierung der einzelnen Markierungen Entwicklungsdissozia-<br />

tionen zu beobachten, die auf eine graduelle Ausdifferenzierung des morphologischen Systems<br />

hindeuten. Dabei ließ sich keine feste universelle Entwicklungsreihenfolge für die Merkmals-<br />

instantiierung ermitteln, wie man sie z.B. bei einem universellen Reifungsplan erwarten würde.<br />

Es konnte auch keine Evidenz für die Annahme von Hyams und Hoekstra (1995, 1996, 1998)<br />

gefunden werden, daß die in frühen Erwerbsphasen beobachtbaren Abweichungen von der<br />

Zielsprache primär durch die Unterspezifikation der Dimension NUMERUS bedingt sind.<br />

Die Arbeitshypothesen <strong>zum</strong> Ordnungsproblem konnten jedoch bestätigt werden: Zum einen<br />

wurden Dativmarkierungen vor der Etablierung der Nominativ/Akkusativ- bzw. Absolutiv/<br />

Ergativdistinktion nicht verwendet; <strong>zum</strong> anderen sprechen die beobachteten Entwicklungs-<br />

zusammenhänge zwischen Genusdistinktionen und anderen morphologischen Distinktionen<br />

dafür, daß die Genera der Zielsprache erst dann unterschieden werden, wenn Kinder auf der<br />

Basis anderer Merkmalsspezifikationen Paradigmen für Trägerelemente aufbauen.

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