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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 342<br />

kongruenz zwischen Nomen und Adjektiv bzw. Verb erworben und davon ausgehend Adjek-<br />

tivparadigmen und Verbparadigmen mit Singular- und Pluralzellen geschaffen hat. Dann sollte<br />

das Kind nämlich auf die Formkontraste in diesen Zellen stoßen und auf dieser Basis die ziel-<br />

sprachlichen Genusmerkmale etablieren können.<br />

Auch diese Vorhersage wird durch die Daten von Arnon bestätigt: Der Erwerb von Plural-<br />

markierungen hatte Levy (1983:115) zufolge Auswirkungen auf den Gebrauch der Kon-<br />

gruenzmarkierungen an Adjektiven und Verben, der vor diesem Zeitpunkt noch weitestgehend<br />

unsystematisch war: "working out the plurals helped the child immensely in figuring out<br />

agreement forms". Außerdem berichtet Levy, daß Numerusdistinktionen bei der Adjektiv- und<br />

Verbkongruenz früher respektiert wurden als Genuskontraste. Dies ist zu erwarten, wenn man<br />

annimmt, daß Kinder von den Numerusdistinktionen an Nomina ausgehen, dann Singular- und<br />

Pluralzellen für Adjektive und Verben schaffen und erst in einem weiteren Schritt die Genus-<br />

distinktionen in diesen Zellen etablieren.<br />

Sind die Genusmerkmale auf der Basis der Formkontraste in den Adjektiv- und Verb-<br />

paradigmen erst einmal etabliert, kommen sie auch als Inputbedingungen für nominale Plural-<br />

markierungen in Frage. Es stellt sich aber die Frage, warum ein Kind seine ursprüngliche,<br />

phonologisch basierte Inputbedingung aufgeben und durch eine Genusspezifikation als Input-<br />

bedingung ersetzen sollte. Als Auslöser für einen solchen Prozeß kämen Inputäußerungen in<br />

Frage, bei denen die Pluralmarkierung am Nomen der Genusspezifikation entspricht, aber<br />

nicht dem Auslaut des Nomens im Singular. Wie sich dieser Prozeß im einzelnen vollzieht, ist<br />

für die Bewertung der Arbeitshypothesen <strong>zum</strong> Entwicklungsproblem und Ordnungsproblem<br />

nicht zentral. Entscheidend ist nur, daß die hebräischen Erwerbsdaten Evidenz für die<br />

Annahme liefern, daß Kinder zu Beginn der grammatischen Entwicklung noch nicht über<br />

Genusdistinktionen verfügen und diese Distinktionen auch nicht unabhängig vom Erwerb<br />

anderer Distinktionen etablieren können. Für diesen Zusammenhang und den relativ späten<br />

Erwerb der Genusdistinktionen im Singular gibt es <strong>zum</strong>indest keine offensichtliche Erklärung,<br />

wenn man davon ausgeht, daß Kinder die Genusdistinktionen unabhängig von anderen mor-<br />

phologischen Distinktionen erwerben können. Aus der Idee des merkmalsbasierten Struktur-<br />

aufbaus und den in Kapitel II.4 entwickelten Arbeitshypothesen folgt dieser Zusammenhang<br />

hingegen direkt.

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