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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 340<br />

Verb kongruiert. 71 So sollten Kinder Genusdistinktionen an Adjektiven und Verben in Singu-<br />

larkontexten erwerben können. Diese Distinktionen könnten dann die Basis für den Erwerb<br />

der zielsprachlichen Inputbedingungen für Pluralmarkierungen an Nomina bilden.<br />

Wenn Arbeitshypothese O-I zutrifft, sind hingegen Probleme beim Erwerb von hebräischen<br />

Pluralmarkierungen und Genusdistinktionen zu erwarten: Genusdistinktionen sollten in diesem<br />

Fall erst dann etabliert werden können, wenn Kinder beim Aufbau von Paradigmen für die<br />

Trägerelemente von Genusmarkierungen auf kontrastierende Adjektiv- bzw. Verbformen<br />

stoßen, die um dieselbe Paradigmenzelle konkurrieren. Dazu müßten sie aber bereits entspre-<br />

chende Zellen aufgebaut haben - nämlich Zellen für Singular- und Zellen für Pluralformen von<br />

Adjektiven bzw. Verben. D.h., Numerusdistinktionen für Adjektive und Verben wären eine<br />

Voraussetzung für den Genuserwerb. Numerusdistinktionen bei Adjektiven und Verben<br />

hängen aber wiederum von dem Nomen ab, mit dem die betreffenden Elemente jeweils kon-<br />

gruieren. Daher sollten sie nicht unabhängig von den Numerusdistinktionen an Nomina etabliert<br />

werden können. Demnach müßten Kinder die Numerusdistinktionen an Nomina erworben<br />

haben, um Paradigmen für Adjektive oder Verben aufbauen und die Genusdistinktionen in<br />

diesen Paradigmen entdecken zu können.<br />

Somit müßten Kinder auf der einen Seite über Genusdistinktionen verfügen, um beim<br />

Pluralerwerb der Distribution der einzelnen Pluralmarkierungen gerecht zu werden. Auf der<br />

anderen Seite sollte der Pluralerwerb von Nomina eine Voraussetzung für den Aufbau von<br />

Trägerelementparadigmen und damit für den Genuserwerb zu sein. Diese gegenseitige<br />

Abhängigkeit von Genus- und Numeruserwerb sollte zu Problemen beim Erwerb der ziel-<br />

sprachlichen Markierungen führen.<br />

Dies scheint auch in der Tat der Fall zu sein: Levy (1983) zufolge berücksichtigte das von<br />

ihr untersuchte Kind Arnon beim Erwerb der hebräischen Pluralmarkierungen an Nomina<br />

71 Als Alternative zu einem distributionsorientierten Erwerbsmechanismus könnte man annehmen,<br />

daß Kinder das natürliche Geschlecht von Nomenreferenten dazu benutzen, um Instanzen von<br />

Genuskategorien im Input zu identifizieren, und dann das Genus von Nomina mit unbelebten Referenten<br />

durch distributionelles Lernen erschließen (vgl. z.B. Pinker 1982). Wenn diese Hypothese<br />

zuträfe, sollten Genusdistinktionen zuerst bei Nomina mit belebten Referenten zu beobachten sein,<br />

und bei Nomina mit unbelebten Referenten sollten anfangs relativ viele Genusfehler auftreten (vgl.<br />

Pinker 1984:172f). Wie ich bereits in Kapitel II.3.6 erläutert habe, scheint dies aber nicht der Fall zu<br />

sein (vgl. u.a. MacWhinney 1978, Maratsos/Chalkey 1980, Mills 1986, Müller 2000 sowie Levy 1983<br />

<strong>zum</strong> Hebräischerwerb). Daher werden semantisch basierte Erwerbsmechanismen für Genusdistinktionen<br />

im folgenden nicht weiter diskutiert.

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