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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Der Erwerb von Kasusmarkierungen und nominalphraseninterner Kongruenz 335<br />

markierungen vorübergehend ausläßt, bevor er beginnt, sie kontrastiv und zielsprachlich einzu-<br />

setzen.<br />

Bei Andrei zeigen sich ab der zweiten Aufnahme erste Kontraste zwischen Nominativ-<br />

formen und anderen Kasusformen. Ab dieser Aufnahme steigt aber auch der Anteil von<br />

Formen ohne zielsprachliche Kasusmarkierung: Zum einen weist keine der 10 analysierten<br />

Nominalphrasen in der ersten Aufnahme eine ausgelassene oder inkorrekte Markierung auf; in<br />

den folgenden sechs Aufnahmen wurde hingegen in 50 von 597 (= 8%) Nominalphrasen die<br />

Kasusmarkierung ausgelassen. Dabei lag der Anteil ausgelassener Kasusmarkierungen in den<br />

beiden letzten Aufnahmen sogar bei 16% (= 15/94) bzw. 21% (= 22/105). Außerdem fanden<br />

sich von der zweiten Aufnahme an auch nicht-zielsprachliche Kasusmarkierungen. Dies deutet<br />

auf einen Übergang von unanalysierten "Nominativformen" zu einem graduellen Erwerb der<br />

zielsprachlichen Distinktionen hin.<br />

In welcher Reihenfolge die einzelnen Kasusdistinktionen erworben werden, kann man<br />

anhand der Daten von Andrei und Peter allerdings nicht ermitteln, da sich aufgrund der Selten-<br />

heit von Dativkontexten keine Erwerbsreihenfolgen für Akkusativ- und Dativmarkierungen<br />

bestimmen lassen. Es läßt sich lediglich festhalten, daß Nominativmarkierungen vor den<br />

übrigen Kasusmarkierungen belegt sind.<br />

Die Längsschnittstudie, die Voeikova und Savickiene (2001) <strong>zum</strong> Erwerb des Russischen<br />

und Litauischen durchgeführt haben, spricht hingegen eindeutig dafür, daß Dativmarkierungen<br />

nach der Etablierung der Nominativ/Akkusativdistinktion erworben werden. Voeikova und<br />

Savickiene (2001) konzentrierten sich in ihrer Längsschnittstudie auf die Analyse von ziel-<br />

sprachlich kasusmarkierten Nomina, die in den untersuchten Korpora jeweils in mindestens<br />

zwei verschiedenen Formen vorlagen. Dabei stellten sie fest, daß das russische Kind Fillip<br />

(1;4-2;9) 71% der Nomina, die es sowohl als Nominativform als auch als Akkusativform ver-<br />

wendete, zuerst in der Nominativform produzierte. Dabei ging die Verwendung der Nomina-<br />

tivform dem Auftreten der Akkusativform im Durchschnitt 136 Tage voraus. Von den<br />

Nomina, die Fillip als Nominativform und als Dativform benutzte, markierte er sogar 73%<br />

zuerst nominativisch. Dabei erfolgte die Verwendung der Nominativform im Durchschnitt 195<br />

Tage vor dem Auftreten der Dativform.<br />

Dasselbe Bild ergab die Analyse der Längsschnittdaten des litauischen Kindes Ruta (1;7-<br />

2;6): Sie verwendete 78% der Nominativ/Akkusativnomina und 95% der Nominativ/Dativ-

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